Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Lupus - Die komplizierteste Krankheit der Welt
2. Phagen gegen Antibiotikaresistenz
3. Roadkill - Ein Projekt der Universität für Bodenkultur wird europäisch
4. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht

Redaktion: Franz Tomandl

1. Lupus - Die komplizierteste Krankheit der Welt -Therapien und neue Behandlungsoptionen

"Lupus" ist eine relativ seltene Autoimmunerkrankung, an der einer von tausend Menschen leidet, vor allem jüngere Frauen. Durch die entgleiste körpereigene Abwehr kommt es zu chronisch-entzündlichen Prozessen, wobei alle Organe, Gelenke und Muskeln befallen sein können. Der Begriff "Lupus" leitet sich vom lateinischen Wort für "Wolf" ab. Denn früher verglich man Narben, die nach krankheitsbedingten Hautschäden blieben, mit abgeheilten Wolfsbissen. Wegen seiner vielen unterschiedlichen Symptome und Verläufe ist Lupus oft schwierig zu diagnostizieren und zu behandeln. Trotz großen medizinischen Fortschritten in den vergangenen Jahren ist die Krankheit bis heute nicht heilbar. Unbehandelt kann Lupus sogar zum Tod durch Organversagen führen. Über moderne Therapien und mögliche zukünftige Behandlungen wurde vergangene Woche auf einem internationalen Kongress diskutiert, der von der Medizinischen Universität Wien veranstaltet wurde. Mit Josef Smolen, Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien; Rheumatologe Eric Morand, Monash-Zentrum in Melbourne. Autorin: Sabrina Adlbrecht.

2. Phagen gegen Antibiotikaresistenz

Wenn wir an Viren denken, dann denken wir an Infektionskrankheiten, Grippe oder Aids. Aber es gibt auch Viren, die Krankheiten heilen können. So genannte Bakteriophagen - das heißt auf deutsch: Bakterienfresser. Sie brauchen Bakterienzellen, um sich zu vermehren, quasi als Brutnest - und das überleben die Bakterien nicht. Und sie können gegen die Bakteriophagen auch nicht resistent werden - anders als gegen Antibiotika. Entdeckt wurden die heilenden Viren schon vor über 100 Jahren in Frankreich, nach der Entdeckung des Penicillins gerieten sie allerdings in Vergessenheit. Das ändert sich jetzt, weil immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent werden. Derzeit werden Bakteriophagen nur von sehr wenigen Ärzten in Einzelfällen eingesetzt, vor allem bei Wundinfektionen. Damit sie zum alltäglichen Medikament werden können, müssen sie nach heutigen Kriterien mit modernen Methoden untersucht werden. Aber das ist gar nicht so einfach, wie zwei Projekte in Frankreich zeigen. Mit Jean-Damien Ricard; Diderot-Universität Paris. Autorin: Renate Ell.

3. Roadkill - Ein Projekt der Universität für Bodenkultur wird europäisch
Zur 43. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, Göttingen

Unsere Straßen sind ein gefährliches Pflaster für Tiere . Im Straßenverkehr kommen allerdings nicht nur Rehe, Wildschweine, Füchse oder Hasen zu Tode, sonder auch Tiere, die nicht bejagt - und deshalb auch nicht erfasst - werden, allerdings für ein ökologisches Gleichgewicht sehr bedeutend sind. In Österreich wurde von der Universität für Bodenkultur vor einigen Jahren ein Forschungsprojekt gestartet, in dem alle Arten erfasst werden, die auf der Straße überfahren werden. Dabei machen Freiwillige im ganzen Land mit, die tote Tiere melden. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen haben die Projektleiter Ergebnisse vorgestellt und diskutiert, wie die österreichischen Erfahrungen europaweit genützt werden können. Mit Florian Heigl, Doktorand im Fachbereich Ökologie, Universität für Bodenkultur, Wien/Österreich; Johann Zaller, Professor für Zoologie. Autor: Volker Mrasek.

4. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht

Dass neoliberale Wirtschaftstheorien quasi feudale Strukturen - die immer zum Nachteil der Menschen waren - wieder herstellen wollen, ist bekannt. Immer mehr Detailstudien zeigen, auf welche Weise das geschehen soll: Im Herbst 2014 wurde bekannt, dass die englische Gesundheitsbehörde in Zukunft jedem Arzt 55 Pfund, also rund 75 Euro bezahlen will, der bei einem Patienten Demenz diagnostiziert. Die Empörung war groß: Steigt so nicht das Risiko von Fehldiagnosen? Wissen Ärzte nicht auch ohne solche Anreize, was zu tun ist? Geht es nach dem Soziologen und Politologen Colin Crouch, zeigt dieses Beispiel, dass die Logik des Neoliberalismus trotz der großen Krise weiterhin auf dem Vormarsch ist. Der damit verbundene Wandel betrifft alle Lebensbereiche: Schulen, Krankenhäuser und Polizei werden dem Diktat finanztechnischer Kennziffern unterworfen. Colin Crouch hat diesem Thema nun sein neues Buch gewidmet. Seine Conclusio: Die Unterordnung zentraler Lebensbereiche unter die Logik des Neoliberalismus bedrohe das Wissen selbst. Rezension: Tanja Malle.

Buchtipp:_
Colin Crouch: "Die bezifferte Welt. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht" Suhrkamp Verlag.

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