Salzburger Nachtstudio
Fasten - Kochen - besser leben. Die Paradoxien unserer Ernährung. Gestaltung: Wolfgang Bauer
23. März 2016, 21:00
Ernährungs- und Sozialmediziner/innen beklagen, dass wir uns zu ungesund ernähren und dadurch einen wesentlichen Grundstein für zahlreiche Zivilisationskrankheiten legen. Außerdem hätten wir noch nie so wenig Zeit mit dem Kochen verbracht wie in der Gegenwart. Auf der anderen Seite gibt es tägliche Kochsendungen, zahlreiche Ernährungsbücher und unzählige Diätbücher. Der Markt boomt, das Interesse ist enorm. Küchen avancieren mit ihrem teuren Interieur zum Hotspot einer Wohnung. Dort werden dann meist Fertiggerichte aufgewärmt oder Snacks zubereitet. Warum dreht sich so vieles um das Essen und ums Fasten? Etwa weil das Kochen - also die Transformation von etwas Rohem in etwas Essbares - zu den großen zivilisatorischen Errungenschaften des Menschen gehört, wie Anthropologen behaupten? Oder weil das in der Karwoche praktizierte Fasten indirekt an Hungerperioden vergangener Zeiten anknüpft, in denen Nahrungsmittel kaum verfügbar waren? Warum hängen darüber hinaus konstitutive Elemente von Religionen wie das letzte Abendmahl, an das am Gründonnerstag erinnert wird, oder große philosophische Entwürfe wie Platons "Gastmahl" mit dem Essen und dem Trinken zusammen? Und warum gibt es in unseren Tagen so viele Essstörungen Mager-, Fettsucht oder der Orthorexie, wie die Medizin die allzu intensive Beschäftigung mit gesunder Ernährung bezeichnet. Wolfgang Bauer hat darüber mit Expert/innen aus Anthropologie, Philosophie, Theologie und Ernährungswissenschaft gesprochen und die Grenze zwischen gesund und ungesund gezogen.
Service
Interviewpartner
Gunther Hirschfelder, Univ. Prof. für Vergleichende Kulturwissenschaft, Universität Regensburg
Sabine Seichter, Univ. Prof. für Erziehungswissenschaft, Universität Salzburg
Klara Löffler, Univ. Prof. für Europäische Ethnologie der Universität Wien
Hanni Rützler, Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrend-Forscherin, Wien
Anita Rieder, Univ. Prof. für Sozialmedizin, Leiterin des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien
Frank Walz, Univ. Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg
Eduard Pesina, Facharzt für Chirurgie am Krankenhaus Klosterneuburg, auch Ernährungsmediziner und Fastenarzt
Iris Zachenhofer, Neurochirurgin, der Ausbildung zur Psychiaterin am Otto-Wagner-Spital, Wien
Harald Lemke, Philosoph, Hamburg, wissenschaftlicher Leiter des Internationalen Forums für Gastrosophie
Albert Duschl, Univ. Prof. am Fachbereich für Molekulare Biologie an der Universität Salzburg.
Pater Josef Maureder, verantwortlicher Leiter für Spiritualität und Exerzitien am Kardinal-König-Haus in Wien
Literaturliste
Dr. Marion Reddy/Dr. Iris Zachenhofer: Kopfsache schlank. Wie wir über unser Gehirn unser Gewicht steuern, edition a, Wien 2016
Sabine Seichter: Erziehung und Ernährung. Ein anderer Blick auf die Kindheit, 2. Aktualisierte Auflage, Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2016
Gunther Hirschfelder: Europäische Esskultur. Eine Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute, campus 2005
Gunther Hirschfelder/Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute. Theiss Verlag 2016
Josef Maureder: Mensch werden - erfüllt leben. Ignatianische Impulse. Echter 2007
Anita Rieder/Thomas Dorner: Bluthochdruck: Erkennen - behandeln - vorbeugen. Manz 2015
Hanni Rützler/Wolfgang Reiter: Muss denn Essen Sünde sein? Orientierung im Dschungel der Ernährungsideologien, Brandstätter 2015
Harald Lemke: Über das Essen. Philosophische Erkundungen, Wilhelm Fink 2014
Ders.: Die Weisheit des Essens. Gastrosophische Feldforschungen, Iudicium Verlag 2008
Eduard Pesina/Ulrike Borovnyak: Fasten. Auszeit für Körper, Geist und Seele, GU 2009