Orthodoxe Juden

Associated Press

Gedanken für den Tag

von Anita Pollak, Journalistin. "Ein Land steht still" - Jom Kippur in Israel. Gestaltung: Alexandra Mantler

Weltweit wird heute der höchste jüdische Feiertag, der Jom Kippur begangen. In Wien wie in New York besuchen gläubige Jüdinnen und Juden die Synagogen. Auf ihrem Weg queren sie verkehrsreiche Straßen, passieren volle Esslokale.

In Tel Aviv, der ansonsten ziemlich lauten Großstadt am Mittelmeer, ist es heute still, absolut still. Kein Auto fährt, kein Flugzeug fliegt, keine Musik ist zu hören, kein Geschäft hat geöffnet. Niemand isst in der Öffentlichkeit, auch keine Trinkflaschen, ansonsten allgegenwärtig, sind zu sehen. Fasten und Beten, das ist es, was diesen Tag bestimmt. Im frommen Jerusalem total, im säkularen Tel Aviv aber auch. 60 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels bekennen sich zu diesem einzigartigen Ausnahmezustand.

Nur Einsatzfahrzeuge sind notfalls unterwegs. Sollte sich trotzdem jemand in seinem Auto fortbewegen, so wird er von der Polizei höflich aufgehalten, aber nicht bestraft. Denn es ist trotzdem gefährlich heute zu fahren. Warum? Weil auf den autofreien Straßen quasi alternativ ein "Fest der Fahrräder" gefeiert wird.

Wer einmal diesen Feiertag in Israel erlebt hat, kann den Schock ermessen, den der feindliche Überraschungsangriff am Jom Kippur 1973 ausgelöst hat. Die allermeisten Soldaten waren daheim, meist geschwächt vom Fasten und von allen Nachrichten abgeschnitten. Seit diesem Jom Kippur-Krieg sendet das staatliche Fernsehen zwar kein Programm, aber für militärische Notfälle kann ein Standbild aktiviert werden.

Wenn heute alles friedlich abläuft, so werden die Gläubigen in den Synagogen bleiben, bis zum ersehnten Schlussgebet. Vor Sonnenuntergang bittet man noch einmal um Vergebung, bevor um 18.50 Uhr der archaische Ton des Widderhorns, des Schofar, das Ende dieses langen Tags verkündet. Nur Minuten später werden die Autos gestartet, man eilt heim zum Fastenbrechen, zum sogenannten "Anbeißen".

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Joseph Joachim/1831 - 1907
Album: JOSEPH JOACHIM: Die Kammermusik
* Nr.3 Andante cantabile (00:05:28)
Titel: Hebräische Melodien für Viola und Klavier op.9
Solist/Solistin: Veronika Hagen /Viola
Solist/Solistin: Cordelia Höfer /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Musica classic 7900262 (2-CD)

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