Uhrwerk

ORF/MATTHIAS DÄUBLE

Gedanken für den Tag

Anna Mitgutsch über Zeit und Gedächtnis

Die Schriftstellerin Anna Mitgutsch geht der Frage nach, warum immer mehr Menschen immer weniger Zeit haben. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Zwischen der Ungeduld, die eigenen Ziele zu erreichen, und dem Burnout wird die Zeitspanne immer kürzer. Und zwischen diesen Polen zerrinnt das Leben, in dem keine Zeit für Freundschaften, Familie, Erholung, Nichtstun mehr bleibt, man kommt, wie es heißt, zu rein gar nichts mehr.

Und trotzdem wird angeblich in allen Sparten zu wenig oder immer weniger geleistet, was viele zu dem ungeduldigen Ruf verführt "dass endlich was weitergehen soll". Mir scheint, dass diese Forderung zu viele Unbekannte enthält. Was soll weitergehen und wohin soll es denn gehen? Das wird selten präzisiert und so bleibt ein drohender Beigeschmack, zumindest für jene, die meinen, dass die Situation so unerträglich gar nicht sei.

Könnte es sein, dass dieses Unbehagen ein Produkt des Kontrollverlusts durch die ständig zunehmende Beschleunigung ist und daher das Allheilmittel Fortschritt als beste Lösung erscheint? Vielleicht sollte man statt des manischen Vorwärtsstürmens ein wenig zurückblicken, ob es in der Geschichte ähnliche Situationen schon einmal gab und was man aus ihnen lernen könnte? Auch das Zurasen auf einen Abgrund kann als beschleunigte Vorwärtsbewegung, bei der "etwas weitergeht", definiert werden.

Vor der Gefahr der Beschleunigung hat bereits Goethe in seinen Gesprächen mit Eckermann gewarnt. Er bezeichnet die "Velozifizierung" als das größte Unheil seiner Zeit, weil sie nichts reifen lässt. In gedankenloser Beschleunigung steckt etwas Menschenfeindliches. Sie raubt dem Menschen seine Vergangenheit, sie lässt ihm keine Zeit, sich selbst als denkendes, moralisch verantwortliches Individuum zu erleben.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn Bartholdy/1809 - 1847
Album: MENDELSSOHN BARTHOLDY: DAS GESAMTE WERK FÜR STREICHQUARTETT / VOL.3
* Menuetto un poco Allegro - 2.Satz (00:05:21)
Titel: Streichquartett op.44 Nr.1 in D-Dur
Ausführende: Artis Quartett Wien
Ausführender/Ausführende: Peter Schuhmayer /Violine
Ausführender/Ausführende: Johannes Meissl /Violine
Ausführender/Ausführende: Herbert Kefer /Viola
Ausführender/Ausführende: Othmar Müller /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Accord 200682

weiteren Inhalt einblenden