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Ö1 Kunstsonntag: Überblick
Verbrechen, Liebe und körperlose Stimmen
Dreimal geht es an diesem Kunstsonntag um VerbrecherInnen und VerbrecherInnen-Jagd.
13. August 2017, 19:30
Und hier wird nicht nur der guten Ordnung halber gegendert: Die Filmglosse "Zoom in" richtet die Kamera auf das mythisch überhöhte Gangsterpärchen Bonnie and Clyde. Die berühmteste Verfilmung ihrer wahren Kriminal- und Liebesgeschichte, mit Faye Dunaway und Warren Beatty, hatte vor genau 50 Jahren am 13. August 1967 ihren offiziellen Kinostart.
Mit dem durchdringenden Entsetzensschrei einer Frau beginnt eines der bekanntesten Konzeptalben des New Yorker Experimentalkomponisten und -Improvisators John Zorn: "Spillane" ist eine Hommage an den Krimiautor Mickey Spillane und seinen Detektiv Mike Hammer; in den "Milestones" senden wir Ausschnitte.
Und in "Neue Texte" lässt Clemens Lindner Guido Zingerle, den Tiroler Frauenmörder der 1940er Jahre, wiedererstehen. In "Das schwarze Loch" treibt eine von Zingerle inspirierte Figur ihr Unwesen als Serienkiller in Berghöhlen.
1911 soll Rainer Maria Rilke auf Schloss Duino bei Triest aus dem Wind, der an den Klippen wehte, eine körperlose Stimme herausgehört haben: "Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?". Mit diesen Worten jedenfalls beginnt die erste der zehn Duineser Elegien. Peter Klein und Monika Czernin haben 1989 gemeinsam mit dem Burgschauspieler Franz Josef Csencsits die Entstehungsgeschichte der Duineser Elegien für die "Tonspuren" nachinszeniert; Ö1 sendet das Feature im "Museum der Meisterwerke". Ein weiteres Exponat ist die Live-Kunstradio-Performance "Nacht. Stimme. Zerstreuung" des deutschen Radiokollektivs LIGNA aus dem Jahr 2006. Helmut Bohatsch verführt das Radiopublikum zu Versuchsanordnungen über die Macht der (körperlosen) Stimme im Radio.
In der "Radiosession" weht ein fernes Amy-Winehouse-Echo, wenn die 1989 geborene Sängerin Lena Themeßl mit ihrem Projekt "Soap Kitchen" im Wiener Funkhaus gastiert. Und "ZeitTon Extended" stellt MusikerInnen vor, die über das Festival-Netzwerk ICAS auf der Plattform SHAPE sich einem globalen Publikum präsentieren können. Ö1 - nicht einfach ein Radiosender, sondern eine große und vielfältige Kulturinstitution - bildet einen Knotenpunkt dieses Netzwerks.