RSO Wien, Maxime Pascale

SALZBURGER FESTSPIELE/MARCO BORRELLI

Zeit-Ton

Gérard Griseys Opus magnum in Salzburg (2)

Salzburger Festspiele 2017. Les Espaces Acoustiques. Die prächtigen Klangräume des Gérard Grisey (Teil 2). Gestaltung: Rainer Elstner

Das RSO Wien beendete am 16. August 2017 den Grisey-Schwerpunkt der Salzburger Festspiele mit einem monumentalen Werk des französischen Meisters der "Musique spectrale". Gérard Griseys "Les Espaces acoustiques" ist ein abendfüllendes Werk, das sich vom Solostück für Viola bis zum großen Orchesterwerk mit konzertierenden Hörnern weitet. "Zeit-Ton" sendet die Aufzeichnung dieses großformatigen Werkes in zwei Teilen.

Die Salzburger Festspiele widmeten sich heuer in einem Schwerpunkt einem Komponisten, dessen Werk das Potential hat, unser Hören komplett neu zu kalibrieren. Seine Musik entführt uns nämlich in die DNA der Klänge, in die kleinsten Bausteine - und errichtet aus diesen Bausteinen gänzlich ungehörte Klangräume.

"Zeit mit Grisey" nannten Intendant Markus Hinterhäuser und Konzertchef Florian Wiegand diese Reihe, die mit dem Konzert zu Ende ging, das in dieser Sendung zu hören ist. Im Zentrum: Gérard Grisey, revolutionärer Geist der sogenannten Musique spectrale, der Spektralmusik.

Der französische Komponist und eine Gruppe von Mitstreitern, zusammengefasst in der Groupe L'Itinéraire, setzten sich mit der Beschaffenheit der Töne auseinander. Man analysierte die Zusammenhänge von Grundton und Obertönen. Denn erst die jeweils andere Zusammensetzung der Obertöne machen es mögliche, etwa den Ton C zu unterscheiden - ob er von einem Klavier, von einer Geige oder einer Oboe gespielt wird. Es ist der gleiche Ton C, aber eben mit unterschiedlichen Obertönen.

Setzt man diese Obertöne neu zusammen, erhält man vollkommen neue Klänge. Das machen Synthesizer so, und so behandelt Gerard Grisey auch das Orchester in seinem epochalen Stück "Les Espaces acoustiques". Im zweiten Teil dieses Werks, der heute gesendet wird, wendet er die Erkenntnisse der musique spectrale beispielhaft an.

Aufgeführt wurde das sechs Sätze umfassende Werk in der Salzburger Kollegienkirche. Statt dem ursprünglich vorgesehenen Dirigenten Matthias Pintscher hat einer der spannendsten Dirigenten der jüngsten Generation dieses Konzert übernommen: Der 31-jährige Franzose Maxime Pascal. Seine Dirigate zeichnen sich durch Spannung und Präzision aus, einer feinnervigen Konzentration, die sich sofort auf die Musiker überträgt.

In mehrfacher Hinsicht ist für Pascal die Salzburger Kollegienkirche ein idealer Aufführungsort. Einerseits hat seiner Karriere der Sieg beim Salzburger Young Conductors Award 2014 einen großen Schub gegeben. Andererseits darf er nun Musik bei den Festspielen dirigieren, die er schon als Teenager geliebt hat.

Die Orchestrierung und die Kompositionsweise von Grisey streben nach einem Gesamtklang. Die Einzelinstrumente sollen in ihm aufgehen. Es gehe bei der Musique spectrale nicht um hergebrachte Vorstellungen von Melodie, Harmonie und Zeit, so Pascal: "Es dreht sich alles um den Klang selbst. Griseys Musik geht tief in die Klänge hinein. Er lädt uns ein, über die Klänge selbst nachzudenken. Der Klang geht auf eine Reise von einem Zustand in den nächsten."

Sendereihe

Gestaltung

  • Rainer Elstner

Übersicht

Playlist

Titel: ZTT 170829 Zeit-Ton / Grisey / Les espaces acoustiques 2 / Elstner
Länge: 56:40 min

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