Französische Komponisten und die Exotik

18. Oktober 2017, 14:05

Museum? Ja, aber ein lebendiges!

Das 2003 gegründete "Originalklang"-Ensemble "Les Siècles" verfüge über ein unglaubliches Repertoire an Instrumenten vom Barock bis in die Gegenwart, eines der besten solcher Sammlungen, die es gibt, ist der Gründer und Dirigent des Ensembles, François-Xavier Roth, überzeugt. Alle Instrumente der jeweiligen Epoche sind neu zusammengebaut und restauriert. Holz- und Blechbläser klingen völlig anders, "sehen auch anders aus, die Posaune ist viel dünner als eine moderne", sehe eher einer Trompete ähnlich. Das hänge, meint François-Xavier Roth, mit dem Französischen zusammen, das "sehr deutlich und präziser artikuliert" werde als andere Sprachen. Die Instrumente in diesem Konzert mit Musik des 19. Jahrhunderts könnten sehr deutlich und schnell gespielt werden, "die Streicher verwenden ausschließlich Darm-, nicht Stahlsaiten, Harfen und Schlagzeug stammen aus dem Fundus von Theater- und Opernorchestern vom Ende des 19. Jahrhunderts." Les Siècles sei ein Museum, aber "kein verschlafenes, sondern ein lebendiges."


Französische Komponisten und die Exotik

Das Thema des Konzerts? Die Sicht französischer Komponisten des 19. Jahrhunderts auf den Orient, sagt François-Xavier Roth. Es sei "alte französische Tradition, sich für Nichtfranzösisches und für Exotik zu interessieren. Komponisten wie Jean-Baptiste Lully oder Jean-Philippe Rameau wandten sich anderen Kulturen zu und erweiterten so ihre Klangmöglichkeiten, ihren Wortschatz, ihre Grammatik."


Saint-Saens auf einem Bechstein, Baujahr 1899

Spielt Cédric Tiberghien das 5. und letzte Klavierkonzert von Saint-Saens auch auf einem "alten" Flügel? Ja, man habe ein ganz besonderes Klavier für den Abend gefunden. Es wäre unmöglich gewesen, auf einem modernen Flügel zu spielen. Der Orchesterklang hätte den Flügel hässlich klingen lassen. "Also machten wir uns auf die Suche, und die Wahl fiel auf einen fantastischen, einen phänomenalen Bechstein-Flügel aus dem Jahr 1899." Er wurde gänzlich restauriert und ist jetzt "so neu, wie er 1899 war." Der Klang sei schwer zu beschreiben: "voll, weich, in allen Registern anders, die Bässe, wie man sie heute nicht mehr findet - weniger dick, sehr transparent. Die Holzbläser, auch die Streicher, von Les Siècles sind sehr klar, was einen Einfluss aufs Klavier hat."

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger