Timothy Snyder

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Dimensionen

Der Weg in die Unfreiheit

Leid als politische Ressource
Von Marlene Nowotny

Unter Rechtspopulisten gebe es einen neuen Stil, sagt der renommierte US-Historiker Timothy Snyder. Früher hätten populistische Politikerinnen und Politiker laut gewettert, viel versprochen und einen kleinen Teil dieser Versprechen gehalten. Heute würde ebenfalls viel versprochen, aber die angekündigten Reformen werden nie umgesetzt. Ganz im Gegenteil: Politiker wie Donald Trump oder Wladimir Putin schaden der Bevölkerung, ihren Wählerinnen und Wählern und verwandeln das Leid und die Ungerechtigkeit in Angst und Hass.

Snyder, der an der Yale University lehrt, bezeichnet diese Entwicklung als "Sado-Populismus" und sieht als eigentliches Ziel dahinter, die Demokratie abzuschaffen. Das Leid der Menschen ist in diesem "sado-populistischen" System die wichtigste politische Ressource. Sie sorgt laut Snyder dafür, dass aus jeder sachlichen Diskussion eine emotionale wird, in der Fakten keine Rolle spielen.

Warum diese Strategie funktioniert, erläutert Snyder in seinem neuesten Buch "Der Weg in die Unfreiheit", dessen deutsche Ausgabe Ende September bei der Eröffnung des Vienna Humanities Festivals präsentiert wurde. In seinem Buch zeigt Snyder auch, warum Europa - anders als Russland oder die USA - erst am Anfang des Weges in die Unfreiheit steht.

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