Gioacchino Criaco +++ Hanna Berger +++ Kollektiv "280A"

2. März 2019, 17:05

Gioacchino Criaco - italienischer Schriftsteller

Italiens Region Kalabrien zieht sich von der Fußsohle des italienischen Stiefels am ionischen Meer bis zur Meerenge von Messina. Die Küste Siziliens und mit ihr der rauchende Ätna sind dort vom Ufer aus klar zu sehen. Diese Südspitze Italiens, die hohen Berge des Aspromonte, kennen selbst viele Italiener kaum. Doch der kalabrische Autor Gioacchino Criaco siedelt genau dort seine Romane an - in seinem Heimatort Africo. Dort, wo zwischen Felsen und Küste die Ursprünge der kalabrischen Mafia, der Ndrangheta liegen und wo bis heute deren Rückzugsorte angesiedelt sind. Mit dem Autor und dem leitenden Staatsanwalt von Reggio Calabria begibt sich Katharina Wagner auf die Spuren der Ndrangheta und deren Aufstieg von einer kriminellen Organisation, die durch den Erlös von Erpressungsgeldern in den 70er Jahren zum wichtigen Drogenimporteur Europas geworden ist.

Hanna Berger - Die Tänzerin als Kommunistin

Wien zählte in den 1920er und 1930er Jahren zu den Zentren der internationalen Tanzmoderne. Hanna Berger (1910-1962) blieb bis heute die große Unbekannte dieser Szene. Nach ihrem Studium in Dresden und Berlin debütiert sie 1937 in der Urania, eine internationale Karriere erfährt durch den Nationalsozialismus einen dramatischen Einbruch. Die bekennende Kommunistin aus dem Umkreis der "Roten Kapelle" wird 1942 verhaftet; 1945 kehrt sie nach Wien zurück und tanzt für die KPÖ ihr Solo "Kampfruf". Im heraufziehenden Kalten Krieg gelingt es der Antifaschistin nicht mehr, hierzulande noch einmal Fuß zu fassen. Für die Ausstellung "Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanz Moderne" im Theatermuseum probt Eva-Maria Schaller derzeit Bergers bekanntestes Stück, "Die Unbekannte aus der Seine". Gestaltung: Erich Klein

Österreichisches Künstler/innen-Kollektiv "280A"

"Ich habe mich eines Vertrauensbruches schuldig gemacht: ich habe Sie fotografiert, ohne dazu befugt zu sein. Selbstverständlich handelt es sich um keine gewöhnliche Aufnahme; sondern um meine jüngste Erfindung: wir werden in dieser Fotografie leben, für alle Zeit.", schreibt der argentinische Schriftsteller Bioy Casares in seinem Roman "Morels Erfindung", erschienen 1940.
Das österreichische Künstler/innen-Kollektiv 280A hat sich, basierend auf Casares Roman auf ein Experiment zwischen Realitätsabbildung und digitaler Reizüberflutung eingelassen: sieben Künstler/innen haben sich auf die Azoren zurückgezogen, um dort ihren Alltag und ihre Umwelt - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche - aufzuzeichnen: Fotografie und Video, Gerüche und Sounds, 3D-Scans und GPS-Daten sind dabei entstanden. Von ihrem utopischen Trip zurückgekehrt gehen sie nun der Frage nach, wo Körper in Zeiten der Virtualisierung und wo Sentimentalität und Authentizität im Postfaktischen noch (künstlerischen) Raum finden können. Ihr Projekt wird im Rahmen des neuen Festivals für Fotografie, der "Foto Wien" präsentiert. Gestaltung: Dominique Gromes.

Gastkolumnistin 2019: Teresa Präauer, Schriftstellerin. Die Kunstkolumne "Bild einer Ausstellung".

Service

Gioacchino Criaco, "Die Söhne der Winde", aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl, Folio Verlag (erscheint am 5. März)

Andrea Amort, "Hanna Berger. Spuren einer Tänzerin im Widerstand", Verlag Brandstätter

Teresa Präauer, Romane "Tier werden" & "Oh Schimmi", beide: Wallstein Verlag

280A Artist Collective

Foto Wien

Theatermuseum

mumok - Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien - Ausstellung "Pattern and Decoration"


Aus rechtlichen Gründen kann "Diagonals feiner Musiksalon" nicht zum Download angeboten werden.

Sendereihe

• Diagonal

Gestaltung

• Ines Mitterer