Drei Menschen stehen zwischen zwei alten Häusern

INES PEDOTH

Hörbilder

Das unbekannte Tonarchiv des Alfred Quellmalz

"Wenn in unserem Landl halt a fremde Fahne weht". Südtirol und die Jahre der Option. Eine Dokumentation mit originalen Tonaufnahmen der Südtiroler Bevölkerung von 1940 bis 1942. Von Ines Pedoth

Anfang der 1940er Jahre reist der deutsche Musikwissenschafter Alfred Quellmalz in die entlegensten Täler und Bergdörfer Südtirols und dokumentiert das Kulturgut der Einheimischen für die nationalsozialistische Forschungsgemeinschaft deutsches Ahnenerbe. Es ist der weltweit erste große Feldeinsatz einer neuen Schallaufnahmetechnik. Zwischen 1940 und 1942 entstehen 400 Magnetbänder. Frühe und in ihrem Umfang einzigartige Tondokumente, die an die 3.000 Lieder umfassen.

Anlass für dieses Großprojekt ist die sogenannte "Option": 1939 haben sich Adolf Hitler und Benito Mussolini darauf geeinigt, das Südtirol-Problem ein für alle Mal zu lösen. Wer weiter in der Heimat leben will, muss auf die deutsche Sprache und die Tiroler Identität verzichten. Alle anderen sollen ins Großdeutsche Reich Hitlers auswandern.

Die deutschsprachige Bevölkerung entzweit sich: Freundschaften, Familien und ganze Dorfgemeinschaften zerbrechen. Theresia Sanin, 1930 in St. Pauls geboren, erinnert sich: "Die Fenster haben sie uns mit Steinen eingeschlagen, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Jede Seite war so überzeugt von ihrer Entscheidung: Wer in der Heimat bleiben wollte, so wie meine Familie, der galt als Verräter". Teils aus Verzweiflung, teils aus nationalsozialistischer Begeisterung, stimmen mehr als 80 Prozent der Südtiroler für die Abwanderung.

Die Autorin Ines Pedoth, selbst Südtirolerin, hat für ihr Feature Zeitzeugen besucht und Tonaufnahmen im Referat Volksmusik in Bozen ausgehoben, die bisher der breiten Öffentlichkeit so gut wie unbekannt sind.

Technik: Elmar Peinelt
Redaktion: Elisabeth Stratka

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