Medizin und Gesundheit

Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch

Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch und Wege aus dem Dilemma

Immer später ...
Erst das Vergnügen, dann die Karriere und irgendwann kommt der Kinderwunsch. Rund 76 Prozent aller Frauen erfüllen sich mittlerweile erst nach dem 30. Lebensjahr ihren Kinderwunsch. Was vor zwanzig Jahren die Ausnahme war, ist heute die Regel. Doch was, wenn die Lebensplanung nicht aufgeht und Frau so um die Mitte 30 doch nicht schwanger wird?
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich um einen unerfüllten Kinderwunsch, wenn es bei Paaren innerhalb eines Jahres trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs zu keiner Schwangerschaft kommt.

Unerfüllter Kinderwunsch

Zwischen 10 und 15 Prozent aller Paare sind hierzulande ungewollt kinderlos. Die wichtigste "erste Maßnahme", laut Anne-Sophie Fleckenstein, deutsche Gynäkologin und Autorin, ist regelmäßiger Sex - so banal es auch klingt. Entscheidend ist die Zeit um den Eisprung - wann dieser stattfindet hängt vom Zyklus ab. Ab dem zehnten Tag nach Beginn der Regelblutung sollten Paare ungefähr jeden zweiten Tag miteinander schlafen. Der zweite wichtige Punkt ist ein gesunder Lebensstil. Zigaretten und Alkohol sollten gegen gesunde Ernährung und Sport eingetauscht werden.

Enttäuschungen häufig

Langandauernder, unerfüllter Kinderwunsch geht selten spurlos an Paaren vorbei. Im Schnitt versuchen es die Paare zwei Jahre lang ohne Verhütungsmaßnahmen. Das macht schon mal 24 monatliche Enttäuschungen aus. In dieser Phase verändert sich meist auch die Sexualität der Paare.
Dann das erste Beratungsgespräch bei einem Kinderwunschzentrum.

Künstliche Befruchtung

2017 nahmen 6.766 Paare medizinische Fortpflanzungshilfe wahr: Hormonbehandlungen, Eizellentnahmen, Befruchtung im Reagenzglas und dann die Enttäuschung, wenn es nicht klappt. Im gleichen Jahr gab es 2.605 durch IVF herbeigeführte erfolgreiche Geburten. Medizinisch unterstützte Fortpflanzung und der Umgang mit Embryonen ist in Österreich im Fortpflanzungsindexgesetz geregelt und nur in Ehen, einer Beziehung oder in einer Lebensgemeinschaft zulässig.

Ei- und Samenzellspende

Sie sind eine Erweiterung der Möglichkeiten schwanger zu werden. Eine Spende bietet unter anderem Patientinnen, die im Zuge einer Krebstherapie ihre Eierstöcke verloren. Hoffnung auf ein eigenes Kind.
Das Paar weiß und spürt natürlich, dass dieses Kind nicht ganz das eigene ist, von dem sie geträumt haben. Wie bei einer Adoption muss man bereit sein, mit den Kindern über ihre Herkunft zu sprechen, je früher desto besser.

Gleichgeschlechtliche Paare

Für homosexuelle Paare spielt diese Form der künstlichen Befruchtung eine wichtige Rolle. Seit 2015 dürfen in Österreich auch Frauen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, medizinisch-gestützte Fortpflanzung nutzen.
Alleinstehende Frauen und männliche homosexuelle Paare bleiben allerdings weiterhin von dieser Möglichkeit ausgeschlossen.
Besonders letztere Gruppe wirft Fragen über die Zukunft und Grenzen der künstlichen Befruchtung auf. Denn schwule Paare sind auf Leihmutterschaft angewiesen, die momentan in Österreich noch verboten ist. In manchen Ländern der EU ist diese Möglichkeit unter Einschränkungen erlaubt.
In vielen Ländern mit sozial-ökonomisch niedrigen Standards hat sich die Leihmutterschaft unerfreulicher Weise zu einem Geschäftsmodell entwickelt.


Schattenseiten der Behandlung

Die Fruchtbarkeitsbehandlung greift stark in den weiblichen Körper ein. Durch die Hormonbehandlung können im Eierstock sehr viele, sehr große Eibläschen entstehen. Bei extremen Ausprägungen kann es zu Wasseransammlungen in Bauch und in den Lungen kommen. Dann ist eine stationäre Aufnahme notwendig. In 42,3 Prozent der Fälle was das die Ursache für den Abbruch einer IVF Behandlung. Dazu kommt das Risiko einer Fehlgeburt oder einer Entbindung durch Kaiserschnitt. Woran bei der künstlichen Befruchtung auch unbedingt gedacht werden sollte - Mehrlingsschwangerschaften können den Ungeborenen Schaden zufügen. Je mehr Embryonen in die Gebärmutter transferiert werden, desto höher ist das Risiko von Frühgeburten und ebenso von Entwicklungsschäden der Kinder.

Die aktuellste Entwicklung: Es gibt bereits erste erfolgreiche Versuche mit einer Spender-Gebärmutter (von Verstorbenen oder Lebendspenden) Kinder zu Welt zu bringen.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben oder hatten Sie selbst einen unerfüllten Kinderwunsch? Wie gehen Sie damit um?
Welchen Einfluss hat es auf Ihre Beziehung? Welche Maßnahmen haben Sie bereits getroffen?
Wie wird mit diesem Thema in Ihrer Familie und Ihrem Freundeskreis umgegangen?
Haben oder hatten Sie eine Schwangerschaft durch assistierten Fortpflanzungshilfe erlangt?
Haben Sie Erfahrung mit Ei- oder Samenzellspende?
Gibt es in Ihrer Familie oder in ihrem Freundeskreis Erfahrungen mit unerfülltem Kinderwunsch?

Text: Johanna Hirzberger, MA

Service

Sendungsgäste im Funkhaus Wien:
Prim. Univ.-Prof.in DDr.in med. Barbara Maier
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Vorständin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Wilhelminenspitals des KAV
Montleartstraße 37
A-1160 Wien
Tel.: +43 1 491 50 - 4708
E-Mail
Homepage

Mag.a Anita Weichberger
Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin am AKH-Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Meduni Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 1 40400 61022
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:
Frauengesundheit und Kinderwunsch
Psychologische Beratung
Berufsverband Österreichischer PsychologInnen - Psychologische Unterstützung bei Kinderwunsch
Wir möchten ein Baby - Information über Kostenübernahme für medizinisch unterstützte Fortpflanzung durch IVF-Fonds
Sex nach Plan - Da vergeht einem die Lust
Kinderwunschgruppe des Vereins FAmOs - Familien Andersrum Österreich
Künstliche Befruchtung für homosexuelle Paare
Fehlgeburten gehören zum Kinderkriegen dazu
Kinderwunschbehandlung - Nicht zu lange warten
Umfrage: ÖsterreicherInnen wünschen sich mehr Kinder

Buch-Tipps:
Anne-Sophie Fleckenstein, Antje Mainka
Endlich schwanger! Alles über den Kinderwunsch und die Empfängnis
Verlag: Gräfe und Unzer Verlag GmbH (10. April 2018)

Franziska Ferber
MUTIG DURCH DEN KINDERWUNSCH: Über den Umgang mit gruseligen Gedanken und bitteren Ratschlägen
Verlag: Independently published (18. März 2019)

Jutta Fiegl
Unerfüllter Kinderwunsch: Das Wechselspiel von Körper und Seele
Verlag: mvgverlag (17. Jänner 2008)

Liz Lorenz-Wallacher
Schwangerschaft, Geburt und Hypnose: Hypnoaktive Geburtsvorbereitung (Hypnose und Hypnotherapie)
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH (1. März 2016)

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