Haydns Karfreitagsmusik

12. April 2019, 11:30

Joseph Haydns herausragender Ruf hatte sich in den 80er Jahren des 18.Jahrhunderts über ganz Europa verbreitet. Selbst im südspanischen Cádiz hatte man etwa sein "Stabat mater" fix im Repertoire und so ist es verständlich, dass ein dortiger Domherr Haydn mit einer Komposition speziell für die dreistündige Karfreitagsandacht beauftragte. Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuze waren in dieser Andacht Gegenstand intensiver Meditation, welche durch orchestrale Instrumentalmusik eine besondere Dimension entfalten sollte.

Acht langsame Sätze hintereinander mit einer Gesamtdauer von einer Stunde - Haydn selbst bezeichnete es als keine leichte Aufgabe, solches zu schreiben, ohne die Zuhörer zu ermüden. Dass solches Ermüden auch bei heutigen Aufführungen und Aufnahmen vorkommt, sei nicht verschwiegen, der Grund dafür liegt aber auch manchmal an der Interpretation. Adagio, Largo und Grave waren im späten 18.Jahrhundert nicht das, wozu sie im darauffolgenden Säkulum gemacht wurden. Vor allem sind diese verbalen Tempoangaben nur sekundäre Informationen zu der Hauptinformation, die das Notenbild und sein Kontext dem kundigen Musiker bieten.

Und kundige Musiker sind die vom Ensemble Resonanz und ihr Leiter Riccardo Minasi, sie gestalten fließend, ohne in Wahrheit schnell zu werden, sie nehmen wenige Schwerpunkte in eine Phrase und erreichen dadurch den Eindruck des Dahingleitens, was auch die Strukturen der Haydnschen Musik viel klarer zur Geltung bringt.

Service

Die aktuelle Aufnahme: Joseph Haydn: Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob.XX:1a / Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi / hm

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Gustav Danzinger