Ein Kondom

DPA/PETER ENDIG

Medizin und Gesundheit

Syphilis, Tripper, Krätze

Geschlechtskrankheiten nach wie vor auf dem Vormarsch

Es gab einmal eine Krankheit, die vor niemandem Halt machte. Nicht vor Musikern, Dichtern, Philosophen und auch nicht vor Politikern. Sie bemächtigte sich eines Ludwig van Beethoven ebenso wie eines Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche und Adolf Hitler. Sie war unter vielen Namen bekannt - Lustseuche, Geschlechtspest, harter Schanker und Franzosenkrankheit. Eine gefährliche, nicht selten tödlich endende bakterielle Infektion, deren Ursache fast ausschließlich ungeschützter Geschlechtsverkehr war. Und ist. Denn vor rund 20 Jahren ist die Syphilis wieder nach Europa zurückgekehrt.

Immer mehr Erkrankte

Seither steigen die Fallzahlen kontinuierlich an. In Deutschland wurden 2017 7.500 Syphilis-Fälle gemeldet, zum Vorjahr ein Plus von 4,2 Prozent. Laut Experten ist die Entwicklung mit Österreich (wo es nur eine Meldeempfehlung, und keine Meldepflicht dazu gibt) vergleichbar. Man kann also hierzulande für das Jahr 2017 von rund 800 Syphilis-Neuerkrankungen ausgehen.
Syphilis wird mit Antibiotika behandelt und hat deshalb ihren Schrecken verloren. Wichtig ist allerdings, dass man rechtzeitig zum Arzt geht. Stark im Steigen ist europaweit auch die Gonorrhoe, im Volksmund Tripper genannt. Typische Symptome beim Mann sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen und gelblich-cremiger Ausfluss aus der Harnröhre. Bei Frauen kann eine unbehandelte Gonorrhoe Gebärmutter und Eileiter befallen. Das Problem: Die Gonokokken entwickeln immer mehr Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika.

Schon der Name klingt übel

Erst seit kurzem macht sich noch eine weitere, bereits ausgestorben geglaubte Krankheit bei uns wieder breit: Skabies - die Krätze. Überträger sind Milben, das Leitsymptom ist quälender Juckreiz zwischen den Fingern, an Handgelenken, Ellenbogen sowie an Brust und Genitalien.
Man findet kleine Knötchen mit millimetergroßen Milbengängen, die meistens aufgekratzt sind. Die zerkratzen Hautareale können sich durch Hautkeime zusätzlich entzünden. Bei längerem Bestehen geht die Skabies in die ekzemartige Form über.
Der Nachweis der Milben gelingt unter dem Mikroskop. Die Behandlung erfolgt mittels einer Creme mit dem Inhaltsstoff Permethrin (Insektizid).

Besser wär´s mit Kondom

Hauptsächlich von sexuell übertragbaren Krankheiten betroffen sind homosexuelle Männer - jedoch nimmt auch die Zahl der betroffenen Frauen leicht zu. Die Hauptursache für das Ansteigen der Erkrankungszahlen in den vergangenen 20 Jahren ist die schwindende Angst vor HIV/Aids aufgrund der besseren Behandlungsmöglichkeiten.
90 Prozent aller sexuell übertragbaren Erkrankungen entstehen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr.

HIV - Vorsicht ist nach wie vor ratsam

HIV Infektionen nehmen nicht zu, die Zahlen sind seit Jahren gleich. Pro Jahr werden in Österreich rund 500 Neuerkrankungen diagnostiziert. HIV ist mit Medikamenten heutzutage so gut behandelbar, dass die Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen können. Wichtig ist es, sich bei häufigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr auf HIV testen zu lassen, um eine potentielle Infektion schon frühzeitig therapieren zu können. Seinen Status zu kennen ist natürlich auch wichtig, um andere Personen nicht anzustecken.
Seit Jänner 2018 ist in Österreich eine Prä-Expositions-Prophylaxe - besser bekannt unter dem Namen "PrEP"-Pille - erhältlich. HIV-negative Menschen können sich bei richtiger Einnahme dieses Medikaments vor einer Infektion schützen. Bislang wird die Pille kontrovers diskutiert, denn es wird befürchtet, dass dadurch ungeschützter Sex noch populärer wird und deshalb andere sexuell übertragbare Erkrankungen noch weiter zunehmen.

Die Liste ist lang

Zur großen Gruppe der STDs, der sexually transmitted diseases ("sexuell übertragbare Krankheiten") zählen viele weitere Erkrankungen: Etwa Infektionen mit Chlamydien (häufigste Ursache für unerfüllten Kinderwunsch), Herpes genitalis und Pilzinfektionen. Außerdem haben etwa zwei Milliarden Menschen eine Hepatitis-B-Infektion durchgemacht - die Viren werden vor allem beim Sex oder durch Blut übertragen. Und nicht zu vergessen - eine Infektion mit den Humanen Papilloma-Viren kann zu Gebärmutterhalskrebs führen. Eine Impfung schützt davor.

Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Mag.a Nora Kirchschlager
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Hatten Sie schon einmal eine sexuell übertragbare Krankheit?

Wurde die Krankheit erfolgreich therapiert?

Sind Sie nach wie vor betroffen?

Sollte es Ihrer Meinung nach mehr Aufklärung zum Thema geben?

Service

Sendungsgäste im Funkhaus Wien:

Dr.in Claudia Heller-Vitouch
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Sexually Transmitted Diseases und dermatologische Mikrobiologie
Leiterin des Pilzambulatoriums Hietzing
Lainzer Straße 58
1130 Wien
01/877 00 57
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger
Krankenanstalt Rudolfstiftung
Leiter der Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Vorstand des dortigen Zentrums für sexuelle Gesundheit
Juchgasse 25
1030 Wien
01/4000/87768
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Sexually Transmitted Diseases und dermatologische Mikrobiologie
Aktuelle internationale Studie zu sexuell übertragbaren Erkrankungen
Infos der europäischen Kommission zu sexuell übertragbaren Krankheiten
European Center for Disease Prevention and Control: Data and trends on sexually transmitted infections
Sexuell übertragbare Infektionen (Infos aus Österr. Ärztezeitung 2017)
Die Aids-Hilfen Österreichs
Hepatitis Hilfe Österreich
Sexuell übertragbare Krankheiten
Infos zur HPV-Impfung

Sendereihe