Fussspuren

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Ö1 Kunstsonntag: Überblick

Das Leben ist (k)ein Spaziergang

Ein Ö1 Kunstsonntag im Zeichen von Einzelgängern, Menschen, die sich auf den Weg machten, etwas ganz Eigenes aus ihrer eigenen Kultur und Zeit heraus zu entwickeln.

"Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich recht überlegte, nichts zu sagen. Ein, der was zu sagen hat und keine Zuhörer findet, ist schlimm dran. Noch schlimmer sind Zuhörer dran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat."

Brecht im Ö1 Kunstsonntag, das war ja auch an der Zeit, könnte man sagen. Bertold Brecht hat nämlich was zu sagen zu unserem jetzigen Tun, nämlich dem Radiohören.

Es geht also um Einzelgänger; buchstäblich im Fall des Johann Gottfried Seume beispielsweise, Zeitgenosse Goethes und heute portraitiert in den "Tonspuren". 1801 macht sich Johann Gottfried Seume auf den Weg von Deutschland Richtung Sizilien und wird danach mit seinem Buch "Spaziergang nach Syrakus" berühmt.

Oder Jimmy Smith, begnadeter Keyboarder, der sich auf die Hammondorgel konzentrierte und dabei Jazz-Meilensteine setzte. Zu hören in den "Milestones". Es war eine verhältnismäßig einsame Entscheidung, sich statt für das Klavier für das "monströse" Tasteninstrument Hammondorgel zu entscheiden. Aber Jimmy Smith spezialisierte sich genau darauf, nahm im Laufe mehrerer Jahrzehnte viele legendäre Alben auf. Schon der erste Albumtitel aus 1956 war nämlich ganz und gar nicht bescheiden: "A New Sound . A New Star".

In den "Kunstgeschichten" im Rahmen der "Neuen Texte" begibt sich Hanno Millesi auf "Sightseeing" durch Wien. Am Anfang steht die Frage, was man sieht, wenn man ein Kunstwerk betrachtet? Hanno Millesi studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. In seinen Büchern, zuletzt im Roman "Die vier Weltteile", spielen Präsentations- und Wahrnehmungsformen von Objekten immer wieder eine Rolle. So auch in der Erzählung "Sightseeing", die Hanno Millesi für die "Ö1 Kunstgeschichten" schrieb. Ein Mann und eine Frau wandern durch Wien. Von den sogenannten Flaktürmen im 6. Bezirk kommt man zum Ressel-Park mit der Karlskirche und der modernen Plastik von Henry Moore im dortigen Wasserbecken. Phantasie und Blickweise spielen im Text eine größere Rolle als das tatsächlich Vorzufindende. So wird aus der barocken Karlskirche, die wie vieles andere nicht beim Namen genannt wird, eine von Schlingpflanzen bewachsene und möglicherweise bereits von Affen bewohnte Ruine. Der Spaziergang des Paares endet im Heeresgeschichtlichen Museum. In einer Kunstwelt, die von Kriegsobjekten dominiert wird, bleibt dann auch die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden Menschen entspinnen könnte, symbolisch und abstrakt.

Das anfängliche Brecht-Zitat ist nicht willkürlich oder ansatzlos herbeigeholt, sondern verweist auf das heutige "Kunstradio". Da geht es nämlich um unser Medium prinzipiell, also um das Radio, um den Kulturwechsel von terrestrischem Radio über UKW zum digitalen Radioversand.

Und zum Auftakt: der 1987 in Straden in der Südsteiermark geborene Schlagzeuger und Komponist Peter Lenz in der "Radiosession".Lenz studierte an der Jazz-Uni Graz, sammelte in Rotterdam und in New York nicht nur musikalische Erfahrungen, sondern auch Kontakte und rekrutierte so die internationale Besetzung seines Bandprojekts "Lithium".

Sendereihe

Gestaltung

  • Christian Scheib