Holz und Moos

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Wie das Erleben des Waldes autistischen Kindern hilft+++Damit Sie nicht gegen Ihren Willen behandelt werden

1. Der Stein ist hart und rau, das Moos weich und glatt

"Mit den Bäumen wachsen wir in den Himmel" - dies ist der Titel des am 18. Juni im Goldmann Verlag erschienenen Buches von Clemens Arvay. Der Biologe, der bereits 2015 mit seinem Buch über Waldmedizin Aufsehen erregte, bezieht sich abermals auf die heilsamen Kräfte des Waldes - diesmal aber im Kontext zu Kindern mit Autismus. Arvay berichtet über das Leben mit seinem fünf Jahre alten Sohn Jonny, bei dem eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt. Da gibt es täglich viele Herausforderungen zu meistern, erschwert durch die Tatsache, dass Clemens Arvay zu 50 Prozent Alleinerzieher ist, und sein Sohn noch nicht spricht. Doch Arvay ist zuversichtlich, denn ihm zur Seite steht der Wald - der einzige Ort, wo sein Sohn weniger in seinen für Autisten so typischen Verhaltensweisen gefangen ist. Hier sind die idealen Rahmenbedingungen dafür gegeben, dass Jonny in Interaktion mit anderen Menschen treten kann und sie in seine Erlebniswelt miteinbezieht. Und auch seine übersensiblen Reaktionen auf Sinnesreize lassen in der Natur nach. Raue Oberflächen, mit denen er normalerweise ein Problem hat, fühlen sich hier für ihn angenehm an - durch das Betasten von Baumrinden lernt er das Raue vom Weichen zu unterscheiden und dem flatternden Schmetterling kann trotz vieler anderer Eindrücke seine Aufmerksamkeit widmen.
Wälder wirken regulierend auf den Cortisolspiegel autistischer Kinder, der bei den Betroffenen typischerweise zu hoch ist. So lässt sich die Vielfalt der Natur für Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, soziale Interaktion sowie kategorielle Denken und Sprache gezielt nutzen.
Der Biologe Clemens Arvay vermittelt anhand evolutionsbiologischer Erkenntnisse ein neues Verständnis für Autismus, bei dem "Anders-sein" nicht als Krankheit, sondern als Chance betrachtet wird.
Carola Timmel besuchte den Autor und seinen Sohn bereits im Vorfeld der Buchveröffentlichung und verbrachte mit ihnen einen Nachmittag im Wald.


2. Patientenverfügung und Pflegevollmacht - der einzige Weg, damit Ihr Wille erfüllt wird

Haben Sie sich schon einmal überlegt, was passiert, wenn sie Ihren Willen selbst nicht äußern können - weil Sie zum Beispiel nach einem Unfall nicht ansprechbar sind? Bei Entscheidungen des alltäglichen Lebens, aber auch wenn es um wichtige medizinische Belange geht, ist es klug, für so einen Fall vorzusorgen. Möglich ist das mit einer Patientenverfügung und mit einer Vorsorgevollmacht.
Mit der Patientenverfügung können Sie bestimmte medizinische Behandlungen - zum Beispiel eine künstliche Ernährung - im Vorhinein ablehnen. Es gibt eine verbindliche Patientenverfügung und eine nicht verbindliche (früher beachtliche). Letztere dient nur als Orientierung. An die verbindliche hat sich das Behandlungsteam unbedingt zu halten. Bevor Sie eine verbindliche Patientenverfügung abschließen, ist ein ärztliches Beratungsgespräch notwendig: Dabei wird genau geklärt, für welche konkrete Situation Sie welche medizinischen Maßnahmen ablehnen möchten. Dann können Sie beim Rechtsanwalt, beim Notar, bei einem Erwachsenenschutzverein oder bei der Patientenvertretung die Patientenverfügung einrichten.
Mit der Vorsorgevollmacht kann man seinen gesamten Lebensbereich regeln - also zum Beispiel festlegen, wer einen finanziell oder vor den Behörden vertreten und den Mietvertrag kündigen darf. Oder sich um einen Pflegeplatz kümmern soll, wenn man selbst nicht mehr entscheidungsfähig ist. So können Sie auch Ihre Gesundheits- und Pflegeangelegenheiten aktiv im Voraus regeln. Eine Vorsorgevollmacht können Sie beim Rechtsanwalt, beim Notar oder bei einem Erwachsenenschutzverein errichten. Dort kann diese - wie die Patientenverfügung - auch jederzeit geändert, erneuert oder widerrufen werden.
Ein Beitrag von Julia Geistberger

Redaktion: Christoph Leprich

Service

Weiterführende Informationen zum Beitrag über den Wald:

Interviewpartner:
DI Clemens Arvay
Biologe, Buchautor
Tel. +43-650-8773139
E-Mail
Homepage

Anlaufstellen und Links:

Österreichische Autistenhilfe

Autismus (Autismus-Spektrum-Störung, ASS)

Autismus bei Kindern

Bücher:
Clemens G. Arvay
Mit den Bäumen wachsen wir in den Himmel - Autistische Kinder mit der Heilkraft des Waldes fördern
Goldmann Verlag 2019

Clemens G. Arvay
Der Biophilia-Effekt - Heilung aus dem Wald
Ullstein Verlag 2016

Clemens G. Arvay
Der Heilungscode der Natur - Die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken
Goldmann Verlag 2016

Christine Preißmann
Gut leben mit einem autistischen Kind: Das Resilienz-Buch für Mütter
Klett-Cotta Verlag 2019

Naoki Higashida
Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann: Ein autistischer Junge erklärt seine Welt
Rowohlt Verlag 2014


Weiterführende Informationen zum Beitrag über Patientenverfügung und Pflegevollmacht:

Interviewpartner:
Dr.iur. Michael HALMICH LL.M.
Recht und Ethik im Gesundheitswesen
Vorsitzender der ÖGERN
ÖGERN

Inhaber des Educa Verlages
Educa Verlag
E-Mail
Homepage
Tel.: 0660 735 42 44


Links zu den Büchern:

Patientenverfügung

Erwachsenenschutz


Links:
Infos zur Vorsorgevollmacht

Überblick zu Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Erwachsenenvertretung

Infos der Notariatskammer

Patientenanwaltschaften aller Bundesländer

Erwachsenenschutzvereine


Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Sendereihe