Vier Mäner in Damenkleidung

GELITIN

Intermezzo - Künstlerinnen und Künstler im Gespräch

Stinkende Morgendämmerung

Künstlergruppe Gelitin zu Gast bei Petra Erdmann

Mit viel Witz nimmt die Künstlergruppe Gelitin seit mehr als 25 Jahren erstaunliche Formen an. Wolfang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban haben Stofftiere in große Einmach-Gläser in Öl eingelegt. Einen 55 Meter großen rosa Stoffhasen in der Nähe von Genua als Landmark installiert und der natürlichen Verwitterung ausgeliefert. Die provokante Künstler-Boygroup ("Heute sind wir eher alte Säcke") hat einander mit erigierten Penissen in der Wüste Mexicos fotografiert, ihre Schlachten mit vermeintlichem Kot und Gatsch geführt oder wie Fleischstücke in Vakuum verpackt. Übergroße Rutschen, Nasen, Rohre und andere selbst konstruierte Ausstellungssysteme haben Gelitin gebaut. Durch sie können sich Besucher lustvoll und spaßig auf den Expos, Biennalen und in den renommiertesten Museen der Welt.

Ihre Installationen sind umstritten und verwegen und manifestieren sich oft als soziale Skulpturen. Gelitin mischen die Schauplätze der Hochkultur gerne auf. 2003 hat Gelitin bei Salzburger Festspielen für viel Aufregung gesorgt, weil vor dem Rupertinum ihre Skulptur "Arc de Triomphe" stand. Kurz. Denn sie zeigte einen übergroßen Mann, der mit nacktem Penis sich den Urin selbst in den Mund spritzte. Das "Skandalkunstwerk" musste entfernt werden.

"Stinking Dawn" - stinkende Morgendämmerung - heißt das aktuelle Projekt von Gelitin, das sie mit dem britischen Konzeptkunst-Star Liam Gillick in der Kunsthalle Wien realisiert haben. Bis Mitte Juli war die Kunsthalle ein öffentlich zugängliches Filmset aus grauen, riesigen Styroporklötze. Die Ausstellungsbesucher können noch bis Anfang Oktober durch baufällige Tempelanlagen, umgeworfene Säulen, aber auch durch einen gemütlichen Musikklub-Bereich spazieren. Diese anarchische Landschaft wirkt wie ein überdimensionierter Kinderspielplatz, wo sich während der Dreharbeiten Statisten u.a. Pinsel in den Po gesteckt haben, um damit zu malen.

Petra Erdmann spricht mit Gelitin über die Skandalisierung ihrer Kunst, wie man in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem 91. Stock des World Trade Centers einen Balkon installiert und wie man als international gehypte Künstlergruppe genügend Radikalität bewahrt.

Service

Kunsthalle Wien - Gelatin & Liam Gillick. Stinking Dawn
Gelitin - Projects

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Sendereihe

Gestaltung

  • Petra Erdmann