APA/HERBERT NEUBAUER
Tonspuren
Cornelia Travnicek und Sylvia Plath
Zwischen den Zeilen - Von Lyrik und ihren Menschen. Eine "Tonspuren"-Sommerserie. Teil 6:
Dunkles Blau, auch zwischen Regen und sie. Cornelia Travniceks lyrische Begegnung mit Sylvia Plath. Feature von Shenja von Mannstein.
13. August 2019, 16:05
Die 30-jährige Cornelia Travnicek gilt seit einigen Jahren als eines der großen Talente der österreichischen Literatur. Seit sie 14 ist schreibt sie Gedichte und Erzählungen. 2012 erschien ihr Debütroman "Chucks", der drei Jahre später verfilmt wurde. In ihrem jüngsten Gedichtband "Parablüh" nimmt sie auf ungewöhnliche Weise Bezug auf eine Ikone der amerikanischen Literatur. "Monologe mit Sylvia" - so lautet der Untertitel des Buches.
Eine Anspielung auf die Lyrikerin Sylvia Plath. 44 Gedichte finden sich darin. Ebenso viele wie in Plaths erstem und zu Lebzeiten einzigem veröffentlichten Gedichtband, "The Colossus", auf Deutsch "Der Koloss". Er erschien 1960. Damals war Sylvia Plath 28 Jahre alt. Ihre Gedichte strotzen vor Kraft und Eigenwille. Gleichzeitig geben sie Einblick in ein von Ängsten und Depressionen geplagtes Seelenleben. Drei Jahre später, 1963, beging Plath in ihrer Londoner Wohnung Selbstmord und wurde in ihrem Ringen um Identität und Emanzipation zur Kultfigur, nicht nur der Frauenbewegung.
In "Parablüh" greift Travnicek die Lyrik Sylvia Plaths auf, führt sie in gewisser Weise weiter, ohne sie umzudeuten oder zu übersetzen. Jedes der Gedichte aus "Der Koloss" ergänzt sie um ein eigenes, bricht manchmal aus Plaths Versen einzelne Worte heraus und verwebt sie in ihren eigenen Text - ein faszinierendes literarisches Projekt.