"Ich habe viel zu spät begonnen, Fragen zu stellen"

27. August 2019, 13:00

Der 75-jährige Schriftsteller Martin Pollack stellt in seinen Büchern präzise Fragen und prüft in möglichen Antworten das gesamte Spektrum der von Menschen gelebten Überzeugungen, respektvoll und gleichzeitig kritisch. Dazu forscht er akribisch in Archiven, streut persönliche Beobachtungen ein, liefert Vermutungen und relativiert sie wiederum an Hand von Fakten. Der Reiz seiner Bücher besteht darin, dass er den Drang individueller Interpretation einer Sicht auf die Welt in strenger Behutsamkeit eines gelernten Journalisten mit verbindlichen Tatsachen konfrontiert. In seinem aktuellen Buch "Die Frau ohne Grab" beschreibt er das Schicksal seiner Großtante Pauline, vom Leben in einem slowenischen Dorf bis zu ihrem Tod im August 1945 in einem kommunistischen Internierungslager. Schon mit dem Buch über seinen eigenen Vater, einen SS-Offizier, mit dem Titel "Der Tote im Bunker" lieferte Martin Pollack ein exemplarisches Werk der Erinnerungsliteratur.

Was bringt es, Fragen über die Vergangenheit zu stellen? Warum sind Nachforschungen nach der Rolle und den Ansichten der eigenen Familie im Nationalsozialismus noch immer tabu? Wie schwierig ist es, im privaten Bereich unangenehme Erinnerungen aufzuarbeiten? Wie schafft es Martin Pollack, ein Vertrauensverhältnis zu erzeugen, das Menschen dazu animiert, auch Unangenehmes zu erzählen? Wenn Sie sich an der Sendung beteiligen möchten: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Bücher von Martin Pollack:
Die Frau ohne Grab. Zsolnay Verlag 2019
Kaiser von Amerika. Die Flucht aus Galizien. Zsolnay Verlag 2010
Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater. Zsolnay Verlag 2004

Sendereihe

• Punkt eins