Gerd Harry Lybke - erfolgreich nach der Wende

9. November 2019, 09:05

Er gehört zu den schillerndsten Figuren der deutschen Kunstszene und zu den Wendegewinnern, die der Osten Deutschlands hervorgebracht hat. In den 1990er Jahren macht der Galerist Gerd Harry Lybke eine Gruppe gegenständlicher Maler groß, die unter dem Namen "Neue Leipziger Schule" am internationalen Kunstmarkt Erfolge feiert. In einer Zeit, die von Medien- und Konzeptkunst dominiert wird, gelten die gegenständlichen Maler der Leipziger Schule als Exoten am Kunstparkett. Vor allem US-amerikanische Sammler und Sammlerinnen sind begeistert von dieser neuen Kunst, die - so scheint es - das politische Tauwetter der Wendejahre spiegelt.

Zur Kunst kam Lybke als Nacktmodell des späteren Malerfürsten Neo Rauch. Ein Studium der Kraftwerkstechnik, das er in Moskau absolvieren hätte sollen, bricht er ab, woraufhin der 20jährig in den staatlichen Betrieben der DDR keine Arbeit mehr bekommt. Gelegenheitsjobs als Aktmodell an der berühmten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig sind für Lybke die einzige Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen. Ab 1983 organisiert Gerd Harry Lybke Ausstellungen, die zunächst in seiner privaten Wohnung stattfinden und gründet die Galerie Eigen +Art. In der DDR sind private Galerien praktisch verboten und können nur als Institutionen des Staatlichen Kunsthandels legal betrieben werden. Doch Lybke schafft es die Ordnungshüter des real existierenden Sozialismus auszutricksen und dominiert bald den Leipziger Underground. Die DDR ist seine Spielwiese. Im wiedervereinigten Deutschland baut Gerd Harry Lybke ein millionenschweres Kunstimperium auf.

Christine Scheucher hat mit Gerd Harry Lybke, Olaf Nicolai und Jörg Herold, Uwe Kowski und Thomas Krüger, sowie mit Titus Schade gesprochen und spannt in ihrem Feature ein zeitgeschichtliches Panorama auf.

Redaktion: Natasa Konopitzky
Ton: Elmar Peinelt

Sendereihe

• Hörbilder

Gestaltung

• Christine Scheucher

Übersicht

• 30 Jahre Mauerfall