Kunstmuseum Liechtenstein

BARBARA BÜHLER

Ö1 Kunstsonntag: Überblick

300 Jahre Liechtenstein

Alte Meister, Ikonen der Moderne.

Mit einer großen Jubiläumsausstellung feiert das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz derzeit das 300-jährige Bestehen des Fürstentums Liechtenstein. Entstanden ist der Kleinstaat, der heute 38.000 Einwohner zählt im Jahre 1719. Damals erhob Kaiser Karl VI die Herrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz zum Reichsfürstentum, was dem überaus vermögenden Fürsten Anton Florian von Liechtenstein, der die Ländereien erworben hatte, einen Sitz im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verschaffte. An seinem Stammsitz hatte der Fürst allerdings kaum Interesse. Bis ins Jahre 1938 waren die Fürsten Liechtensteins de facto nie im Land. Sie residierte vielmehr in ihren Wiener Palais und verwalteten weitläufige Ländereien in Böhmen und Mähren.

Der wirtschaftliche Aufstieg des bitterarmen Fürstentums begann mit einer Industrialisierungswelle in den 1940er Jahren. In den 1970er Jahren modellierten eine Handvoll Anwälte und Treuhänder nach dem Vorbild der Schweiz den Finanzplatz Liechtenstein. Nachdem CDs mit Daten von Steuerflüchtlingen 2008 in Deutschland und den USA kursierten, gab Liechtenstein dem internationalen Druck nach und verabschiedete sich vom Bankgeheimnis. Seither setzt der Kleinstaat offiziell auf eine Weißgeldpolitik.

Schnöder Mammon, schöne Künste

Mit dem Wohlstand wuchs auch das Interesse an den Künsten. Seit Jahrhunderten ist die fürstliche Familie im Besitz einer Sammlung, die Meisterwerke vom 15. bis zum 19. Jahrhundert umfasst: darunter bedeutende Gemälde von Peter Pauls Rubens, Anthonis van Dyck oder Friedrich von Amerling. Die Sammlung des Fürsten befindet sich heute in Wien, genauso wie eine andere liechtensteinische Sammlung, die für Schlagzeilen gesorgt hat. Seit 2007 ist die Sammlung des liechtensteinischen Anwalts und Treuhänders Herbert Batliner, die unter anderem für ihre Meisterwerke des Impressionismus bekannt ist, als Dauerleihgabe in der Albertina verankert. Unumstritten ist die Sammlung freilich nicht. Nicht zuletzt deshalb, weil der Vorwurf im Raum steht, dass die Ankäufe mit fragwürdigen Mitteln getätigt worden seien.

Im Gegensatz zu Herbert Batliner blieb der Industrielle Michael Hilti, Sohn des Gründers der Hilti Werkzeug AG, mit seiner erlesenen Kunstsammlung, deren Fokus auf der klassischen Moderne liegt, in Liechtenstein. Im Zentrum der Hauptstadt Vaduz ließ die Hilti Foundation gleich neben dem Kunstmuseum Liechtenstein ein Ausstellungshaus bauen, das mit regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen bespielt wird. Damit verfügt der 6000-Einwohner-Ort Vaduz über ein Kunstzentrum, das mitunter mit den Ausstellungsprogrammen internationaler Metropolen mithalten kann. Bis 26. Januar 2020 zeigt das Kunstmuseum Liechtenstein in der Ausstellung "Von der Zukunft der Vergangenheit." Arbeiten aus der Sammlung des Fürsten von Liechtenstein, der Sammlung Batliner, der Sammlung Hilti und der Sammlung des Kunstmuseums. Alte Meister aus der fürstlichen Sammlung treten in dieser Schau in einen Dialog mit Ikonen der Moderne. Christine Scheucher hat mit dem Direktor des Kunstmuseums Liechtenstein, Friedemann Malsch, über diese epochenübergreifende Begegnung gesprochen.

Service

Kunstmuseum Liechtenstein | Liechtenstein. Von der Zukunft der Vergangenheit - Ein Dialog der Sammlungen, bis 26. Januar 2020

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