Annie Ernaux

AFP/ULISES RUIZ

Ö1 Hörspiel

Eine kollektive Biografie im 20. Jahrhundert

"Die Jahre". Von Annie Ernaux. Übersetzung: Sonja Finck. Mit Birte Schnöink, Constanze Becker, Corinna Harfouch und Nicole Heesters. Ton und Technik: Thomas Rombach und Melanie Inden. Komposition: Björn SC Deigner. Bearbeitung und Regie: Luise Voigt (HR 2018)

Als kollektive Biografie wird Annie Ernauxs Text "Die Jahre" vielfach beschrieben. Die Autorin, Jahrgang 1940, erzählt ihre Lebensgeschichte anhand wiederkehrender Themen: Veränderungen des Körpers, sexuelle Erlebnisse, Familie, Ehe, Studium, Beruf, Feminismus, Politik. Der Rückblick auf das eigene Leben verdichtet sich durch die Vielzahl sehr fein beobachteter Details trotz des individuellen Ausgangsmaterials zu einem soziologischen Blick auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, der sich losgelöst vom französischen Kontext auch auf hiesige Verhältnisse übertragen lässt.

Ernaux erzählt ihr Erwachsenwerden auch als Geschichte einer Emanzipation. Innerhalb der Zwänge der jeweiligen historischen Umstände beschreibt sie die Herausforderungen, das eigene Leben zu gestalten. Die ungewöhnliche Form, sich einer verallgemeinernden Distanz zu bedienen, am auffälligsten ist der Verzicht der Autorin auf das Personalpronomen "ich", betont das Kollektive dieser Frauen-Biografie. In der Hörspielinszenierung von Luise Voigt wird dies durch die Stimmen mehrerer Frauen verstärkt.

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