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Praxis - Religion und Gesellschaft
Aktenfund im Vatikan: Pius XII. und der Holocaust
Vatikan-Archive: Papst Pius XII. wusste von der Schoah +++ Inklusion in der Krise - ein Drahtseilakt +++ Kinder, Küche, Kirche oder: Frauen, Homeoffice und Backlash
6. Mai 2020, 16:05
1. Vatikan-Archive: Papst Pius XII. wusste von der Schoah
Aktenfunde im Vatikan zeigen, dass Papst Pius XII. persönlich offenbar wesentlich präziser über die Schoah informiert war, als bisher bekannt, so berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit". Ein Forscherteam um den deutschen Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat jetzt mit Hilfe der vatikanischen Archive, die Anfang März geöffnet worden waren, rekonstruiert, dass der Papst persönlich am 27. September 1942 die brisanten Informationen erhalten hat. Darin geht es um die Liquidierung des Warschauer Ghettos und die Verschleppung hunderttausender Menschen in Konzentrationslager, um Massenhinrichtungen und Massaker in Ostpolen sowie den besetzten russischen Gebieten. ORF-Rom-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder über den aktuellen Forschungsstand.
2. Inklusion in der Krise - ein Drahtseilakt
Was bedeuten die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie für Menschen mit Behinderung? Inklusion - schon sonst oft hart erkämpft - wird in Zeiten wie diesen schnell einmal zum sekundären Problem abgestempelt. Die Allgemeinheit ist darauf konzentriert, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Behindertenverbände fordern nun mehr Aufmerksamkeit. Einerseits sind gerade Menschen mit Behinderung oft besonders gefährdet, denn viele von ihnen gehören der Risikogruppe an und müssen daher auch besonders vor dem Virus geschützt werden, andererseits wollen sie natürlich auch nicht einfach auf unbestimmte Zeit hinter verschlossene Wohnungstüren abgeschoben werden - Inklusion wird so nicht selten zum Drahtseilakt. Judith Fürst hat anlässlich des Europäischen Tages der Inklusion am 5. Mai mit Betroffenen gesprochen.
3. Kinder, Küche, Kirche oder: Frauen, Homeoffice und Backlash
Angesichts der Corona-Krise flammen vielerorts auch alte Rollenbilder und Geschlechter-Klischees wieder auf. So jubelt etwa die - als durchaus reaktionäre Katholikin bekannte - Autorin Birgit Kelle in einem Essay wörtlich: "Mütter werden derzeit in ihrer Rolle als Hüterin von Heim und Herd unerwartet wieder sichtbar. Wenn Vater Staat nicht mehr die Kinder hütet, dann muss Mutti wieder ran."
Nachdem allerdings die wenigsten Frauen davon begeistert sind, aus dem Arbeitsmarkt gedrängt zu werden, hin zu Home-Schooling und Küchendienst, fordert auch Angelika Ritter-Grepl, die neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, mehr Gerechtigkeit für Frauen sowohl in der Gesellschaft als auch in der katholischen Kirche. Denn auch dort sehen sich besonders jüngere Frauen nicht ernst genommen und wenden sich von ihr ab. Das ist eines der Ergebnisse der Langzeitstudie über Religiosität in Österreich des Religionssoziologen Paul Michael Zulehner. Maria Harmer hat - zwischen dem "Tag der Arbeit" am vergangenen sowie dem "Muttertag" am kommenden Wochenende - mit den beiden gesprochen.
Moderation: Alexandra Mantler
Service
Buch, Paul M. Zulehner, "Wandlung. Ergebnisse der Langzeitstudie Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020", Matthias-Grünewald-Verlag
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