VOLKSKUNDEMUSEUM WIEN
Das Objekt der Begierde
Das Geschäft mit der Volkskunst
Ein Sommer voller Museen in Österreich 1
Volkskundemuseum Wien
30. Juni 2020, 17:25
Ein "Doppelgefäß aus Holz" haben Gesine Stern und Magdalena Puchberger, die beiden Mitarbeiterinnen des Volkskundemuseums Wien, ausgesucht. Hergestellt wurde es etwa um 1900 im Gebiet der heutigen Ukraine. Es handelt sich um traditionelle Handwerkskunst von den Huzulen, einer Gruppe, die in den Karpaten lebt.
Volkstümliche Brandmalereien verzieren die zwei Mini-Holzfässchen samt Tragegriff und Deckel. Was der praktische Nutzen dieser Handwerkskunst war, ist bis heute nicht geklärt. Vermutlich handelt es sich um eine Art Tupperdose, in der die Huzulen ihr Essen mit aufs Feld nahmen, wenn sie Landarbeit verrichteten. Es könnte aber sein, dass das Doppelgefäß nie in Gebrauch war und extra hergestellt wurde, um es gewinnbringend an sammelwütige Ethnologen zu verkaufen.
Ein Händler namens Luki Jakibiuk verkaufte dem Volkskundler Michael Haberlandt 1911 das gute Stück; erst 16 Jahre zuvor, 1895, hatte Haberlandt das Volkskundemuseum gegründet, "mit dem Anliegen, die Geschichte der Habsburgermonarchie zu dokumentieren und diese als randständig bezeichneten Gebiete, die irgendwie den Reiz des Exotischen hatten, darzustellen durch solche traditionellen Objekte", so Magdalena Puchberger.
Heute geht es im Programm des Volkskundemuseums weniger um voneinander abgegrenzte Kulturen, als um das große interkulturelle Miteinander, um Themen, die sowohl gegenwärtig als auch kulturübergreifend sind.
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Volkskundemuseum Wien
Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Objekt: Holzgefäß mit Deckel aus den ukrainischen Karpaten (um 1900)
Service
Volkskundemuseum Wien
Anhand von jeweils einem besonderen Objekt aus der Sammlung werden in dieser Sendereihe ausgewählte Museen auf Ö1 vorgestellt. Die insgesamt fünfzig Beiträge ergeben bis Ende September 2020 ein sommerliches Puzzle der Kultur-, Natur- und Kunstgeschichten Österreichs.
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