Medizin und Gesundheit

Flüssigkeitsstau im Körper - neue therapeutische Strategien bei Ödemen

Neben den Arterien und Venen, die das Blut durch den Körper transportieren, gibt es noch ein weiteres, sehr zartes Gefäßsystem für die Gewebsflüssigkeit: Durch die Lymphbahnen strömen pro Tag rund zwei Liter Lymphe, in denen Zellreste, Viren oder Bakterien befördert und letztendlich entsorgt werden. Wie immunologische Kläranlagen sorgen die eingebetteten Lymphknoten für eine Reinigung, bevor das System im Blutkreislauf mündet.

Ein Ödem macht keinen schlanken Fuß

Nicht verwunderlich, dass es bei Blockierungen dieses Kanalsystems oder einer zu großen Menge an Gewebswasser zu einem Rückstau und damit einer Ansammlung von Flüssigkeit kommt. Dieser Lymphstau wird als Ödem bezeichnet, das sich meist an geschwollenen Armen und Beinen zeigt. Für ein Lymphödem sind meist vorangegangene Krebsoperationen verantwortlich, bei denen Lymphknoten entfernt wurden und damit das ungehinderte Abfließen der Lymphe gestört ist.
Verläuft dieser Flüssigkeitsstau anfangs oft noch unbemerkt, kommt es bald zu deutlich sichtbaren Schwellungen, die sich zunehmend verhärten und Betroffenen das Leben im wahrsten Sinn des Wortes schwer machen. Dem schlimmsten Stadium 3 wurde, aufgrund der unförmigen und massiv geschwollenen Gliedmaßen, der Name Elefantiasis gegeben. Die despektierliche Bezeichnung sollte, so der Internist Christian Ure von der Lymphklinik Wolfsberg, jedoch nicht verwendet werden. Stattdessen sollte von einem deformierenden Stadium gesprochen werden.

Viele Wege führen zum Stau

Die Ursachen für Ansammlungen von Flüssigkeit im Gewebe sind vielfältig und sollten diagnostisch abgeklärt werden: So muss eine Herzinsuffizienz oder eine Nierenschädigung ausgeschlossen, die Venensituation abgeklärt und auf entzündliche Prozesse im Lymphsystem geachtet werden. Eine besondere Form stellt das Lipödem dar, wo es zu einer pathologischen Vermehrung von Fettzellen kommt (sog. Reiterhosensyndrom), begleitet von Entzündungsschmerzen und Wassereinlagerungen. Diese genetisch bedingte und hormonell getriggerte Störung ist für die meist betroffenen Frauen nicht nur kosmetisch störend, sondern auch mit erheblichen Beschwerden verbunden. Letzter Ausweg bleibt hier einzig die plastische Chirurgie, bzw. die Liposuktion, also die Fettabsaugung.

Neue diagnostische Möglichkeiten

Diagnostisch lassen sich, aufgrund der Lokalisation und des Aussehens, mehrere Formen der Ödeme unterscheiden. Mittels Indocyanin-Grün-Floureszenz-Lymphografie kann man die Lymphgefäße sogar sichtbar machen.

Bewährte und neue Therapiestrategien

Als Goldstandard in der Behandlung gilt die sogenannte "Komplexe Physikalische Entstauungstherapie" (KPE). Diese umfasst die manuelle Lymphdrainage, eine Kompressionsbehandlung mit Bandagen, die Entstauungs-Gymnastik und Hautpflege. Zudem lassen sich mit modernen mikrochirurgischen Eingriffen die Lymphbahnen wieder durchgängig machen, etwa durch eine lymphovenöse Anostomose. Dabei werden Lymphgefäße an kleine Venen angeschlossen werden. Man kann auch Lymphknoten von einer anderen Körperstelle transplantieren.
Das Leiden ist keineswegs selten, Rund 200.000 Personen sind alleine in Österreich von einer mehr oder minder starken Form des Lymphödems betroffen. Die Kosten vieler Behandlungen werden von den Krankenkassen allerdings oft nur sehr zögerlich übernommen, wie die Heilmasseurin Elisabeth Kleinpaul von der Österreichischen Lympliga bedauernd feststellt.
Dennoch gibt es zahlreiche Anlaufstellen, an die sich die Erkrankten wenden können, um mit den überaus belastenden Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe zurechtzukommen.


Eine Sendung von Dr. Christoph Leprich und Dr. Ronny Tekal

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.


Fragen:
Leiden Sie an einer Form des Lymphödems?
Fühlen Sie sich ausreichend betreut?
Sind Sie von einem Lipödem betroffen?
Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich der Kostenübernahme von Therapien und Heilbehelfen durch die Krankenkassen?

Service

Studiogast im FH Wien

Elisabteh Kleinpaul
Freiberufliche Heilmasseurin
Landesstellenleiterin Wien der Österreischischen Lymphliga
Schloßpark Fortuna
Khleslplatz 6, 3. Stock, K 301
A-1120 Wien
Tel. +43 699 10913861
E-Mail
https://www.kreuzweh.at/|Homepage]

Sendungsgast am Telefon:

Prim. Dr. Christian Ure
Vorstand der Lymphklinik Wolfsberg
Landeskrankenhaus Wolfsberg
Paul-Hackhofer-Str. 9
9400 Wolfsberg
Tel.: +43 (0) 4352 533 - 76903
E-Mail
Homepage
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Info-Links:

Österreichische Lymphliga

Lymphchirurgie - neue Hoffnung für Patienten (Bayrischer Rundfunk 2019)

Lymphödem (Lymphklinik Wolfsberg)

Leben mit einem Lymphödem (Manuel Simbürger, Gesünder Leben 2020)


Lymphtherapeuten in Ihrer Nähe


Selbsthilfegruppe Lipödem (Verein Chronisch Krank)


BÜCHER:

Lisa Mestars
Lymphdrainage zum Entschlacken: Ödeme und Schwellungen selbst behandeln und das Immunsystem stärken
Riva 2019

Thomas Weiss
Lipödem: Rechtzeitig erkennen und richtig behandeln. Wirksame Hilfe ohne OP
Südwest-Verlag 2015

Angela Fetzner
Die Lymphe in Fluss bringen: Heilen und Stärken durch ganzheitliche Selbstbehandlung
BoD 2020

Isabel Garcia
Lipödem - Ich bin mehr als Beine
Trias Verlag 2018

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