APA/DPA/MICHEL WINDE
Punkt eins
Nichts zu verbergen, nichts zu befürchten
Die Privatsphäre - ein Grundrecht, eine Erfindung, eine überholte Idee?
Gast: Robert Rothmann, Soziologe, Dissertant, Fakultät für Rechtswissenschaften, Universität Wien; Senior Researcher und Consultant mit Spezialisierung auf Technikfolgenabschätzung und Datenschutzrecht am Research Institute - Digital Human Rights Center.
Moderation: Barbara Zeithammer.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at
1. September 2020, 13:00
Verstärkte Videoüberwachung für das Sicherheitsgefühl, die Corona-App, Kontrollmöglichkeiten im Home-Office, Pläne für Gästenamen-Listen in Restaurants und die Gesundheitsdaten von Fitness-Armbändern - die Pandemie sorgt für neue Maßstäbe in der Datensammlung.
Wer nichts zu verbergen habe, könne doch nichts dagegen haben, mit Cookies und Kameras und anhand sämtlicher Datenspuren "gläsern" zu werden, lautet ein gängiges Argument. Ein Argument, das tatsächlich zahlreiche Menschen anführen, wenn sie gefragt werden, wie sie beispielsweise zur Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen stehen - oder wenn es um den Einbau der Smart Meter geht. Bis Jahresende war geplant, 80 Prozent der österreichischen Haushalte mit diesen intelligenten Stromzählern ausstatten.
"Wenn Sie etwas tun, das Sie andere nicht wissen lassen wollen, dann sollten Sie es vielleicht von vornherein nicht tun," sagte 2009 der langjährige Google-Geschäftsführer Eric Schmidt. Google wird seit langem vorgeworfen, die Privatsphäre von Hunderten Millionen Menschen weltweit zu missachten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg, mit seinen Unternehmen stets in Bezug auf die Wahrung der Privatsphäre in Kritik, ging 2010 sogar so weit zu erklären: "Privatsphäre ist nicht länger eine soziale Norm".
"Ist Privatsphäre ein Grundrecht mit Ablaufdatum?" Diese Frage stellt Robert Rothmann in seiner Dissertation, einer interdisziplinären Arbeit: der Soziologe forscht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und mit den empirischen Methoden der Sozial- und Medienwissenschaft.
Robert Rothmann will herausfinden, ob wir der Verarbeitung unserer Daten tatsächlich und wie vorgeschrieben "freiwillig, für den bestimmten Fall" sowie "in informierter Weise" zustimmen. Ist das Recht überhaupt noch in der Lage, die Privatsphäre und die mit ihrem Schutz verknüpften Werte und Grundrechte zu schützen?
Barbara Zeithammer möchte wissen, zu welchen Ergebnissen er bisher gekommen ist und was sich über das komplexe Konstrukt der Privatsphäre mit Blick in die Geschichte sagen lässt - über den Umgang mit Intimität, Anonymität, Würde und Räume, in denen wir wirklich unbeobachtet sein können.
Was möchten Sie fragen, was möchten Sie beitragen: unter 0800 22 69 79 können Sie kostenlos aus ganz Österreich in der Sendung mitreden oder Sie nehmen schriftlich teil: per E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Komponist/Komponistin: Irving Taylor
Titel: Ain't Nobody's Business But My Own
Solist/Solistin: Tennessee Ernie Ford/Gesang
Solist/Solistin: Kay Starr
Länge: 02:37 min
Label: Jasmine Records
Urheber/Urheberin: Porter Grainger, Everett Robbins
Titel: Ain't Nobody's Business
Ausführender/Ausführende: Jimmy Witherspoon
Länge: 02:19 min
Label: Blue Note
Urheber/Urheberin: Ike Turner
Titel: AIN'T NOBODY'S BUSINESS
Ausführende: Ike Turner & Tina
Länge: 02:01 min
Label: Starburst
Komponist/Komponistin: Lou Reed
Titel: Nobody's business
Solist/Solistin: Lou Reed/Gesang m.Begl.
Länge: 03:46 min
Label: RCA/Legacy/Sony BMG