Michael Landau über Krisenbewältigung

18. November 2020, 06:56

Oft wird behauptet: Die Krisen nehmen überhand, und sie sind ausweglos. An diese These glaube ich nicht. Sie wurde in den vergangenen Jahrzehnten oft genug widerlegt.

In Österreich haben wir Jahrzehnte des Wohlstands erlebt, in Europa Jahrzehnte des friedvollen Miteinanders, und weltweit ist es uns gelungen, trotz aller Rückschläge, den Hunger maßgeblich zu reduzieren und die durchschnittliche Lebenserwartung zu erhöhen - vor allem von Kindern.

Die Caritas wird in wenigen Monaten 100 Jahre alt. Ich mach meine Arbeit bereits seit knapp 25 Jahren. Ich war in dieser Zeit häufig an Orten, an denen Not spürbar wird. Vieles war bedrückend. Wenn ich Müttern im Kongo begegne, die ihre Kinder nicht ernähren können oder Männern - meist sind es Männer - die im Winter auf Wiens Straßen schlafen, dann verändert das etwas in mir. So etwas lässt niemanden kalt.

Aber oft ist an diesen Orten neben der Not vor allem auch viel Mut, Hoffnung und Zuversicht erfahrbar. Hoffnung, weil ich darauf vertrauen darf, dass Hilfe wirkt. Zuversicht, weil ich weiß, dass auch heute Abend jemand da sein wird, der Menschen auf Österreichs Straßen mit Schlafsäcken und warmen Suppen versorgt. Vor allem aber, weil ich in der Gewissheit lebe, dass sehr viele Menschen weltweit an einer besseren Zukunft arbeiten und für andere da sind.

Es ist nicht die Caritas, es sind all diese Menschen, die das Vertrauen in den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Sie tragen der inneren Gewissheit Rechnung, dass der Schlüssel zu einem geglückten Leben eben darin liegt, sich nicht nur um das eigene Glück, sondern auch um das Glück der anderen zu sorgen. All diese Menschen machen deutlich: Wir haben die Fantasie, den Mut und die Möglichkeit, Gegenwart und Zukunft gut zu gestalten. Wir sollten es auch tun!

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler

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