Hermannstadt

DPA/ROBERT B FISHMAN

Ambiente - von der Kunst des Reisens

Minderheiten in Siebenbürgen

Ein akustischer Streifzug zu deutschen und ungarischen Gemeinden.

In Siebenbürgen, in einem knapp 60.000 Quadratkilometer großen Gebiet sind neben der rumänischen Mehrheit zwei der insgesamt 19 Minderheiten Rumäniens (Ungarn, Roma, Deutsche, Armenier, Italiener, Bulgaren, Griechen, jüdische Gemeinschaften, lipowenische Russen, Kroaten, Albaner, Tataren, Ukrainer, slawische Makedonier, Serben, Ruthenen, Türken, Slowaken und Tschechen, Polen.) beheimatet: Deutsch sprechende Siebenbürger Sachsen und die ungarische Volksgruppe. Schon 895 siedelten sich die ersten Ungarn im Karpatenbecken an, also in jenem Gebiet, das man Siebenbürgen nennt. Etwa 150 Jahre später wurden von deutschen Siedlern aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet in der Gegend von Hermannstadt die ersten 13 deutschen Orte gegründet. Seither leben diese so unterschiedlichen Volksgruppen relativ friedlich nebeneinander.

Jeder zehnte Rumäne des 20 Millionen-Einwohner Landes gehört einer Minderheit an: Mit etwa 1,2 Millionen Menschen stellen die Ungarn nach den Rumänen die größte Volksgruppe dar. Während bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts rund 800.000 Rumäniendeutsche zu verzeichnen waren, ist die deutschsprachigen Minderheit im 21.Jahrhundert auf etwa 30.000 gesunken - die Hälfte davon sind Siebenbürger Sachsen. In Hermannstadt - auf Rumänisch Sibiu - das seit jeher den Ruf eines kulturellen und geistigen Zentrums genießt, leben zurzeit etwa 2000 deutschsprachige Einwohner und 140.000 Rumänen. Vor 100 Jahren waren es 18.000 Deutsche und 8500 Rumänen. Warum sich dies so verhält, erfährt man bnei Gerhild Rudolf, die das Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch leitet und bei Beatrice Ungar der leitenden Redakteurin der Hermannstädter Zeitung.

Seit 2008 finden regelmäßig einmal im Monat im südlichen Siebenbürgen unter dem Titel "Transylvanian Brunch" kulinarische Veranstaltungen statt, welche der Förderung heimischer Produzenten dienen. Ganz der Idee von Slowfood folgend. Außerdem soll mit diesen Aktionen die deutsche Minderheit, die immer weiter schrumpft und die kleinen Ortschaften, die von der Landflucht bedroht sind, gestärkt werden. Christian Cismaru gehört zum Organisationsteam, das die "Transsylvanien Brunches" von April bis in den Oktober hinein organisiert und jeweils an Sonntagen Lebensmittelproduzenten, Kunsthandwerker, Bauern, sowie Köche und Köchinnen vorzugsweise in einer der vielen restaurierten siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen versammelt. Dort bietet er ihnen die Möglichkeit ihre kulinarischen Schätze, einem möglichst großen Interessentenkreis zu präsentieren. Für Musikbegleitung und Kinderbetreuung ist gesorgt, der Eintrittspreis zum Transsilvanischen Brunch ist moderat. Die Kirchenburg Trappold - auf Rumänisch - Apold befindet sich nordöstlich von Hermannstadt, etwa 15 km südlich von Schäßburg. Auf einer romanischen Basilika wurde im 15. Jahrhundert eine dreischiffige Hallenkirche errichtet, später kamen Wehranlagen und eine Ringmauer sowie drei Verteidigungstürme dazu. Renoviert wurde die Kirchenburg mit Hilfe der Evangelischen Kirche. Vom deutschen Zuwanderer Sebsatian Bethge und seinem Verein CasApold wird sie verwaltet und zuweilen auch für Aktionen wie den "Transylvanian Brunch" zur Verfügung gestellt. Der weitläufige Innenhof ist ideal für Konzerte, Openair-Veranstaltungen und Ausstellungen.

In Válaszút, nicht weit von in der Nähe von Klausenburg/ Cluj kann man - dank des 2018 verstorbenen Ethnographen Kallos Zoltén - ungarische Volkskultur erleben. Der Kossuth-Preisträger Kalles Zoltén wurde 1926 in der Diaspora-Region Mezéség in der Siebenbürger Heide geboren und wuchs in einem ethnisch gemischten Dorf auf. Zeit seines Lebens setzte er sich mit den eigenen ungarischen Wurzeln auseinander und versuchte die Kultur der Minderheit für die Nachwelt zu bewahren. Er sammelte sowohl Töne, Klänge und Musikstücke als auch traditionelle Gegenstände und Volkskunst. Eine ganze Kollektion an Ton- und Videoaufnahmen hat Kallos Zoltán hinterlassen und in der Ortschaft Válászut gar ein Museum.

Ein halbe Autostunde weiter im Osten von Válászut befindet sich eine weitere ungarische Gemeinde: Szek, auf Rumänisch Sic.inmitten einer sanft-hügeligen Landschaft mit einem 140 ha großen See, genannt Hechtsee.Von den etwa 2500 Dorfbewohnern sind etwa 2300 Ungarn. In diesem Ort mit noch wenigen typischen blau gestrichenen Häusern stellt also die ungarische Minderheit die Mehrheit. Drei Kirchen gibt es zu besichtigen: eine Reformierte aus dem 13. Jahrhundert mit Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, eine orthodoxe Holzkirche sowie eine römisch-katholische Kirche des einstigen Franziskanerklosters. Und ein traditionelles "Tanzhaus" gibt es auch noch. Der einstige Treffpunkt der Dorfbevölkerung blieb allerdings nur durch die Initiative eines zugereisten Holländers erhalten. Michael van Langevald kam der ungarischen Tänze wegen vor Jahren nach Szeg und blieb.

Gestaltung: Ursula Burkert

Service

Links:

Hermannstädter Zeitung:
https://www.hermannstaedter.ro/

TeutschHaus:
https://www.teutsch.ro/

Transylvanian Brunch:
https://eat-local.ro/
https://mytransylvania.ro/

Kallós Zoltán Stiftung:
https://kallosalapitvany.ro/en/home/


Literatur Siebenbürgen

Eginald Schlattner: ( Zsolnay/ Linzenzausgaben bei dtv)
Der geköpfte Hahn
Die roten Handschuhe
Das Klavier im Nebel

Michaela Nowotnick & Eginald Schlattner: Mein Nachbar, der König: Verlassene Geschichten
Schiller Verlag

Luminita Mihai Cioaba: Das Verlorene Land ( ins Deutsche übersetzt von Beatrice Ungar)
Copyright Social-Cultural Foundation of Roma

Reiseführer/Bildbände:
Diana Stanescu: Rumänien Reiseführer. Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps. Michael Müller Verlag
Joscha Remus & Mirko Kaupat: Reiseführer Rumänien. Reise Know-How Verlag
Joscha Remus: KulturSchock Rumänien: Alltagskultur, Traditionen, Verhaltensregeln.
Reise Know-How Verlag
Birgitta Gabriela Hannover Moser: Reiseführer Siebenbürgen: Rund um Kronstadt, Schäßburg und Hermannstadt. Verlag Trescher
Ernst-Otto Luthardt Reise durch Siebenbürgen. Bildband mit über 200 Bildern auf 140 Seiten. STÜRTZ Verlag

Kostenfreie Podcasts:
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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Rudolf Lassel
Titel: Siebenbürgen Land des Segens
Chor: Stephan Ludwig Roth Chor
Ausführende: Siebenbürger Blasmusik Sachsenheim /Elixhausen
Länge: 00:42 min
Label: CD KOPIE unbekannt

Komponist/Komponistin: Rudolf Lassel
Titel: Freunde (siebenbürgische Weise)
Orchester: Unbekannt
Länge: 01:04 min
Label: CD KOPIE Amadeo AVRS 1043

Urheber/Urheberin: Trad
Titel: Szapora
Ausführender/Ausführende: Kóvac Simon Bruaié. Adam Bela, Culiu János "Kucsi", Kovác Gyorgy
Länge: 01:06 min
Label: Kallós Zoltán Alapitvány

Urheber/Urheberin: Trad.
Titel: Valaszúti bíró háza fehér cserepes
Ausführender/Ausführende: Kallós Györgyné Szakács Julianna
Länge: 01:00 min
Label: Kallós Zoltán Alapitvány

Urheber/Urheberin: Trad.
Titel: Valaszúti ritka magyar
Ausführender/Ausführende: Sztojka Józef "Nani"
Länge: 01:00 min
Label: Kallós Zoltán Alapitvány

Urheber/Urheberin: Trad.
Titel: Ritka Magyar
Ausführender/Ausführende: Sztojka Józef "Nani"
Länge: 01:14 min
Label: Kallós Zoltán Alapitvány

Urheber/Urheberin: Trad.
Titel: Ritka magyar 2
Ausführender/Ausführende: Sztojka Józef "Nani"
Länge: 01:04 min
Label: Kallós Zoltán Alapitvány

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