Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio
Sinnesreise in die Phonetik von Hannah Arendt
"HA - eine Radioarbeit" von Roberto Paci Dalò
In seinem neuen Radiokunststück setzt sich der italienische Künstler auf wissenschaftlich-künstlerische Weise mit der menschlichen Stimme basierend auf der von Hannah Arendt auseinander.
27. Dezember 2020, 23:00
Für Lia Dalò
HA ist ein Konglomerat an Sounds, die aus der tatsächlichen Stimme von Hannah Arendt (1906-1975) generiert wurden und mit instrumentalen und elektronischen Sounds verwoben wurden. Eine Sinnesreise in ihre Phonetik, die Wörter in kartographisches akustisches Material transformiert. Ein filmischer und experimenteller Zugang, der dennoch selbst komplexes Material in eine für alle Publikumsgruppen rezipierbare Radiokomposition integriert. Eine lange und aufwändige Komposition, für die im Mix Arendts Stimme als Grid, also als Netz oder Raster, organisiert wurde; eine Landkarte, eine akustisch immersive Architektur aus zahlreichen Mikrozellen von jeweils wenigen Sekunden Länge. Jede davon mit eigenen Parametern (Lautstärke, Hall, Verräumlichung u.ä.), um eine ständig in Bewegung befindliche, dynamische und vielschichtige Radiokomposition zu schaffen.
Das der Radioarbeit zugrunde liegende Hauptwerk Arendts ist "The Human Condition" von 1958, in deutscher Sprache unter dem Titel "Vita activa oder Vom tätigen Leben" 1960 erschienen. Dieses Werk war, gemeinsam mit jenen der italienischen Philosophin Adriana Cavarero und des Dichters und Schriftstellers Elias Canetti, äußerst wichtig für das Radiokunstprojekt.
Die Soundscapes im Radiostück wurden vom Künstler am 27. Jänner 2018 an der Klagemauer in Jerusalem aufgenommen.
Für Robert Paci Dalò ist HA ein wegweisendes Werk: Er reflektiert hier seine Arbeit als Radiokünstler und Radiomacher, indem er frühe Aktionen und Methodologien ins Spiel bringt, gemeinsam mit seiner gegenwärtigen Praxis der Kombination von Avantgarde, Populärkultur und Technologie.
Roberto wurde geprägt und ist gewachsen an der Seite von Freunden wie Robert Adrian und Heidi Grundmann, die ihn in der Entwicklung der ihm eigenen Radiomethodologie förderten, eine wahre Leidenschaft, aus der sich über drei Jahrzehnte und zahlreiche internationale Radioprojekte eine andauernde Begegnung zwischen Sprachen und Territorien eine wahrhaftige media dramaturgy, wie er es nennt, entsponnen hat.
Es wird empfohlen, das Stück mit Kopfhörern zu hören, um die Bewegungen und die Räumlichkeit der Klänge zu erfahren.
