AFP/MENAHEM KAHANA
Salzburger Nachtstudio
Die Hüterin der Arbeitsruhe
Gestaltung: Ulrike Schmitzer
20. Jänner 2021, 21:00
Friderike Zweig ist heute vor allem als die erste, geschiedene Frau des Schriftstellers Stefan Zweig bekannt. Die Zweig-Biografen zeichnen kein sehr schmeichelhaftes Bild von ihr: Die Ex habe sich nach dem Tod von Stefan Zweig - er hat sich mit seiner zweiten Ehefrau Lotte im Exil umgebracht - als die eigentliche Witwe stilisiert, um vom Glanz des Bestseller-Autors zu profitieren.
Doch diese Zuschreibung verstellt den Blick auf eine höchst interessante Frauenbiografie, meint Martina Peck-Wörgötter vom Stefan Zweig Centre in Salzburg. Friderike Maria Burger, spätere von Winternitz, war Journalistin, Romanautorin, Übersetzerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin. Mit ihren Themen ist sie in einer Reihe mit Bertha von Suttner, Lou Andreas-Salomé oder Veza Canetti zu sehen. Sie hat ein beachtliches Ouvre hinterlassen, das kaum bekannt ist. Bisher sind vor allem ihre Bücher über ihr Leben mit Stefan Zweig und das Private im Fokus: Das Kennenlernen, das Zusammenleben auf dem Kapuzinerberg, seine Untreue, der Scheidungskrieg. Jetzt rückt die Arbeitsbeziehung in den Vordergrund, denn sie war nicht nur die "Hüterin seiner Arbeitsruhe", sondern eine Literarturarbeiterin, die womöglich einige seiner Texte mitgeschrieben hat.
Eine Sendung von Ulrike Schmitzer zum 50. Todestag von Friderike Zweig am 18.1.2020.