Enkelkind mit Großmutter

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Punkt eins

Die Sehnsucht nach der Ferne

Warum wir reisen - und sei es: im Kopf.
Gast: Wojciech Czaja, Architekturjournalist und Buchautor.
Moderation: Elisabeth Scharang.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at

"Es gibt nicht viele Menschen in meinem Alter, die so viel gereist sind wie ich", erzählt der Architekturjournalist und Buchautor Wojciech Czaja. Aber was macht ein Reisender, wenn er - wie in diesem Jahr der Pandemie - kaum reisen kann? "Das Schicksal hat mich gezwungen, mich mit dem Ort auseinanderzusetzen, an dem ich lebe, wenn ich nicht in der Welt unterwegs bin: mit Wien."

In seinem Reisebuch "Almost - 100 Städte in Wien" fand der Autor auf seinen Streifzügen durch die Stadt unzählige Orte, die ihn an fremde Metropolen erinnerten: ein Stück Havanna in der Leopoldstadt, ein bisschen London auf der Rechten Wienzeile, ein Gefühl von Isfahan in der Nusswaldgasse in Döbling. "Ich reise, weil ich die Fremdheit suche. Die Fremdheit einer anderen Sprache, eines anderen sozialen Zusammenlebens, eines Essens, das ich nicht kenne. Das ist zum Beispiel ein Grund, warum ich so gerne China bereise. In den letzten Jahren haben mich insgesamt sieben Reisen abseits bekannter Routen und Orte in eine Welt geführt, die völlig andere kulturelle Codes hat."

Warum reisen wir? Steckt ein Entdeckergeist in uns, der einst auch die großen Expeditionen antrieb, wie Christoph Kolumbus sie erlebte oder ein Fernweh, das Menschen auch unter großem Aufwand reisen lässt, wie zum Beispiel Isabelle Eberhardt, die Ende des 19. Jahrhunderts als Mann verkleidet Nordafrika bereiste? Woraus speist sich die Sehnsucht nach der Ferne? Und wie wichtig ist die Rückkehr in das Vertraute?

Wojciech Czaja ist als Kind mit seinen Eltern von Polen nach Österreich emigriert. In dieser Entwurzelung sieht er einen Grund dafür, dass er nie sesshaft werden wollte. "Schon als Jugendlicher war mir Wien zu klein und zu eng. Das war der Grund, warum ich begonnen habe, zu reisen."

Geschlossene Grenzen, Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen haben im letzten Jahr viele Flughäfen stillgelegt. Reisen ist in vielen Ländern nur noch aus beruflichen Gründen oder in familiären Ausnahmefällen ohne Quarantäne möglich. Laut der Welttourismusorganisation der UNO waren im Jahr 2020 1,1 Milliarden Urlauber/innen weniger unterwegs. Wird es zu einem nachhaltigen Umdenken kommen in der Frage, wie wir reisen?

Wie stillen Sie Ihr Fernweh? Welche Erfahrungen haben Sie mit Reisen in den vergangenen Monaten gemacht und wo liegt der Ort Ihrer Sehnsucht? Wojciech Czaja ist zu Gast bei Elisabeth Scharang und Sie sind herzlich eingeladen, sich am Gespräch zu beteiligen: telefonisch unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schriftlich per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Reiseliteratur von Wojciech Czaja:
"Almost - 100 Städte in Wien", Konnex Edition Korrespondenzen
"Hektopolis - Reisführer in hundert Städte", Edition Korrespondenzen

Sendereihe

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Lhasa De Sela ,YVES DESROSIERS
Titel: Los Peces
Ausführende: Lhasa De Sela
Länge: 02:08 min
Label: Tôt Ou Tard

Komponist/Komponistin: Clara Luzia
Titel: Port of New Orleans
Ausführende: Clara Luzia
Länge: 01:49 min
Label: Asinella Records

Komponist/Komponistin: Idan Raichel
Titel: Ulai Ha`Pa`am
Ausführende: The Idan Raichel Project
Länge: 02:22 min
Label: Cumbancha

Komponist/Komponistin: Alex Somers
Titel: Skuggamyndir
Ausführende: Rökkurró
Länge: 02:40 min
Label: 12 Tónar Year

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