Zwei Meister: Powell spielt Krein

26. März 2021, 11:30

Krein (1879-1955) galt Zeitgenossen als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Die CD mit seiner Klaviermusik lässt seine stilistische Entwicklung nachvollziehen. Sie reicht von den frühen Einflüssen (Grieg, Reger, bei dem er studierte, und Debussy) bis zu einer komplexen und chromatischen Sprache mit "Harmonien, die die Klangwelten Skrjabins und Szymanowskis synthetisieren", wie Powell im CD-Beiheft schreibt. Es sind hypnotisierende, so zarte wie energiegeladene Klangwelten, die dank Powells Intelligenz und immer werkdienlicher stupender Technik schon beim ersten Hören in den Bann schlagen und zu oftmaligem Hören verführen.

Wer Powells Gesamtaufnahmen der zehn Sonaten Skrjabins und der sieben CDs verbrauchenden "Sequentia Cyclica super Dies irae ex Missa pro Defunctis" von Kaikhosru Sorabji noch nicht kennt, sollte die großzügigen 84 Minuten Musik dieser CD als Erstbegegnung mit einem ganz Großen seines Fachs nutzen. Verstand und Emotionalität, Zauber und Klarheit sind für Powell keine Gegensätze. Über den Komponisten kann Ähnliches gesagt werden. Schon lange hat mich keine mir bislang unbekannte Musik so beeindruckt wie Kreins 2.Sonate.

Aufmerksamkeit verdient die CD nicht nur wegen der - mit Ausnahme der 2. Klaviersonate aus dem Jahr 1924 - Erstaufnahmen und der Qualität der Musik, sondern auch wegen des von Powell gestalteten Beihefts, das Recherche, Analyse und Respekt für und Liebe zu dieser Musik perfekt zu vereinen weiß.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Grigori KREIN | PIANO MUSIC
Jonathan Powell, Klavier
Toccata TOCC0581

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger