Maske mit dem Schriftzug Diktatur

APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Praxis - Religion und Gesellschaft

Demos, Mafia und Flüchtlingshilfe

Corona-Leugner/innen: Radikalisiert sich die Szene? +++ Allein gegen die Mafia: Don Luigi Ciotti - Der Priester unter Polizeischutz +++ Gemeinsam für Flüchtlinge: Der Verein "Shalom Alaikum"

1. Corona-Leugner/innen: Radikalisiert sich die Szene?

Ginge es nach den Organisatoren, sollte die Demonstration gegen die von der Regierung verordneten Corona-Maßnahmen am 10. April die "Mutter aller Demos" werden. Gekommen sind schließlich rund 3.000 Menschen, weniger als von den Veranstaltern erwartet, dennoch kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, es gab 15 Festnahmen und mehr als 600 Anzeigen.
Schon vor der Kundgebung hatte die Israelitische Kultusgemeinde Wien ihre Mitglieder vor antisemitischer Hetze gewarnt, die es auch auf den vorangegangenen Demonstrationen gegeben hatte. Zu sehen waren diesmal nicht nur viele österreichische Nationalflaggen, sondern auch die Fahnen der antisemitischen Verschwörungsbewegung Q-Anon. Teilnehmer waren die üblichen Corona-Leugnerinnen, Angehörige der esoterischen Szene, wie auch amtsbekannte Neonazis und andere Rechtsradikale, etwa Mitglieder der Identitären.
Erstmals hat die Polizei zu drastischeren Maßnahmen gegriffen und zum Beispiel Pfefferspray gegen gewalttätige Demonstrantinnen und Demonstranten eingesetzt.
Radikalisiert sich die Szene zusehends? Auch der am 13. April zurückgetretene Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat ja Morddrohungen von Corona-Leugnern erhalten. Im Praxis-Interview mit dem deutschen Amerikanisten Michael Butter von der Universität Tübingen, der unter anderem ein EU-Projekt über Populismus und Verschwörungstheorien leitet, geht Lena Göbl der Frage nach einer drohenden Radikalisierung der Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen nach.


2. Allein gegen die Mafia: Don Luigi Ciotti - Der Priester unter Polizeischutz

Er ist einer der bekanntesten und gleichzeitig am stärksten bewachte Priester Italiens: der 75-jährige Don Luigi Ciotti. Er hat sein Leben nicht nur den Ausgestoßenen der Gesellschaft - Drogenabhängigen, Migranten, Prostituierten - gewidmet, sondern auch dem Kampf gegen die italienischen Mafia-Organisationen, die längst nicht nur im ganzen Land sondern auch global vernetzt agieren. Deshalb steht der Priester unter ständigem Polizeischutz. Vor 26 Jahren hat Don Luigi Ciotti das Anti-Mafia Netzwerk Libera gegründet, das Opfern der Mafia beisteht und die Zivilbevölkerung dazu ermutigt, geeint gegen die Mafia aufzutreten. ORF-Rom Korrespondentin Katharina Wagner hat den engagierten Don Luigi Ciotti im Lauf der vergangenen Jahre immer wieder begleitet und ihn vor kurzem in Turin besucht, wo der 75-Jährige wohnt.


3. Gemeinsam für Flüchtlinge: Der Verein "Shalom Alaikum"

Vor sechs Jahren taten sich vier jüdische Frauen zusammen, um Flüchtlingen und Asylantinnen zu helfen. Als 2015 sehr viele Flüchtlinge nach Österreich kamen, beschlossen die Medizinerin Golda Schlaff, die PR-Beraterin Sonia Feiger, die Unternehmensberaterin Miriam Tanner und die Sprachwissenschaftlerin Verena Krausneker, nicht tatenlos zuzusehen. Sie gründeten den Verein "Shalom Alaikum", unterstützen Familien bei deren Behördenwegen, geben Deutschunterricht, bieten Lernhilfe für Kinder aus Flüchtlingsfamilien an und helfen überall, wo es nötig ist. Die anfängliche Sorge, sie könnten muslimischem Antisemitismus oder Ressentiments begegnen, bewahrheitete sich nicht, vielmehr entstanden Freundschaften und enge Bindungen zu ihren Schützlingen. Gestaltung: Judith Strauss und Andreas Mittendorfer

Service

Michael Butter, "Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien", Verlag Suhrkamp 2018

Shalom Alaikum

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