Maria Katharina Moser über Sophie Scholl

5. Mai 2021, 06:56

"Klare Augen wollen wir haben
und tätige Hände.
Stark und stolz wollen wir werden:
Zu gerade, um Streber oder Duckmäuser zu sein,
zu aufrichtig, um etwas scheinen zu wollen,
zu trotzig, um feige zu sein."

Wer wollte diese Zeilen nicht unterschreiben? Eigenschaften, die gut zu einer Widerstandskämpferin wie Sophie Scholl passen. Tatsächlich handelt es sich um den Eid, den Sophie Scholl am 20. April 1934 auf den Führer leistet.

Sieben Jahre lang geht Sophie Scholl hunderte Male zum Dienst als Hitlermädel: besucht zwei Mal die Woche Heimabende, leitet als Scharführerin ihre eigene Gruppe, ist bei Aufmärschen und Freizeiten dabei. Weltanschauliche Schulungen gehören mit zum Programm, gefestigte Nationalsozialisten sollen die Jungen und Mädel werden.

Wann es zum Bruch kam?
Beim Verhör nach ihrer Verhaftung nennt Sophie Scholl als "hauptsächlichsten Grund" für ihre Abneigung dem Nationalsozialismus gegenüber die kurzzeitige Verhaftung ihrer Geschwister Inge und Hans im Jahr 1937. Doch zu einem Bruch mit dem BDM führt das nicht. Ebenso wenig wie Sophies Ablehnung des Krieges, die sie bereits 1939 in einem Brief an ihren Freund Fritz Hartnagel formuliert: "Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden. Sag nicht, es ist fürs Vaterland."

1939 wird Sophie 18, ihre reguläre Dienstzeit beim Bund Deutscher Mädel endet, sie könnte problemlos ausscheiden. Doch sie tut es nicht. Noch 1941 schreibt sie Fritz, dass sie ihre Pflicht als treues BDM-Mädel erfülle.

Beim Lesen in Sophie Scholls Biografie wird mir klar: Es war eine zögerliche Entwicklung vom Pflichtgefühl zur persönlichen Abgrenzung und weiter zur widerständigen Tat. Doch Sophie Scholl hat ihre eigene Haltung gefunden. Kein System ist so stark, dass es uns restlos bestimmt - wir können uns immer verhalten zu dem, was uns eingeprägt wurde. Wir können umdenken.

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Gestaltung

• Alexandra Mantler

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• 100. Geburtstag Sophie Scholl