Ein menschliches Gehirn

AFP/EMMANUEL DUNAND

Punkt eins

Rezepte gegen hirnlose Politik

Wie Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu besserer Politik führen könnten.
Gast: DDr.Hans-Otto Thomashoff, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis, Kunsthistoriker.
Moderation: Andreas Obrecht.
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65% der Österreicherinnen und Österreicher vertrauen politischen Parteien eher nicht - ein relativ konstanter Wert, 2017 waren es 60%. Für den Psychiater, Psychoanalytiker und Kunsthistoriker Hans-Otto Thomashoff ist das keinesfalls verwunderlich, denn die Politik ignoriert mit großer Beharrlichkeit zentrale Grundprinzipien unseres Gehirns und damit Grundbedürfnisse menschlichen Miteinanders.

Hirnbiologisch ist das Streben nach Bindung, nach Selbstwirksamkeit, nach Stressbewältigung durch Sicherheit und Gerechtigkeit, und nach Stimmigkeit verankert - wir wollen wissen, woran wir sind! Eine sich selbst inszenierende, vorwiegend emotional auf Ereignisse reagierende und narzisstische Persönlichkeiten ins Rampenlicht stellende Politik verunmöglicht das Gefühl der Partizipation und der Zufriedenheit mit politischen Rahmenbedingungen.

In seinem Buch "Mehr Hirn in die Politik. Gegen Unzufriedenheit, Polarisierung und Spaltung" plädiert Hans-Otto Thomashoff, dass die Gesellschaft, auf Basis selbstverantwortlicher Bürgerinnen und Bürger, doch endlich erwachsen werden möge. Staatliche Bevormundung führt ebenso zu Polarisierung und Radikalisierung wie Intransparenz und Selbstgefälligkeit der politischen Akteure. Das Buch, das der Autor der Zukunft widmet, behandelt ein breites, teils auch utopisch anmutendes Spektrum: Von der Selbstermächtigung des Bürgers, der Bürgerin, über die Stärkung der direkten Demokratie, bis hin zur Abschaffung des Nationalstaates und zur Etablierung einer supranationalen Regierung, die eine integrative und nicht ausgrenzende Rolle für alle Erdenbewohner spielt.

Die vielfältigen Überlegungen zu möglichen politischen Alternativen haben eines gemeinsam: Basierend auf hirnbiologischen und auch psychoanalytischen Überlegungen wird aufgezeigt, dass dringlich Veränderungen im politischen Handeln und in der politischen Organisation stattzufinden haben, damit Wut, Ohnmacht und Entmündigung der Bevölkerung weltweit nicht immer mehr Populisten und Demagogen in die Zentren der Macht spülen, die mit Sicherheit andere Interessen verfolgen, als das Wohl des Volkes. Hans-Otto Thomashoff ist zu Gast bei Andreas Obrecht und die Punkt eins Redaktion freut sich über rege Teilnahme an dem Gespräch - unter 0800 22 69 79 live während der Sendung oder unter punkteins(at)orf.at

Wie sollte Politik beschaffen sein, dass Vertrauen zurückgewonnen wird und sich mehr Menschen durch politische Parteien vertreten fühlen? Ist die Stärkung der direkten Demokratie eine Strategie gegen die Skepsis gegenüber politischen Parteien? Wie lässt sich der Radikalisierung von rechts und links am besten begegnen? Was folgt dem Nationalstaat? Ist eine Weltgesellschaft - etwa unter der Führung der UNO - wünschenswert?

Service

Buch: Hans-Otto Thomashoff (2021): Mehr Hirn in die Politik. Gegen Unzufriedenheit, Polarisierung und Spaltung. Ariston Verlag München

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht

Playlist

Untertitel: Bob Dylan
Titel: Clothes Line Saga
Ausführende: Maggie Roche & Suzie Roche
Länge: 01:52 min
Label: Universal UMD

Untertitel: Carl Sigman/ Bob Russell
Titel: Crazy He Calls Me
Ausführende: Billie Holiday
Länge: 03:00 min
Label: Decca

Untertitel: The Doors
Titel: People Are Strange
Ausführende: Stina Nordenstam
Länge: 03:09 min
Label: East West Records

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