Bluthochdruck

APA/DPA/JOCHEN LÜBKE

Medizin und Gesundheit

Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck

Die Ergebnisse der 2015 in den USA veröffentlichten SPRINT-Studie beschäftigen bis heute die Fachwelt. Damals wurde belegt, dass die Senkung des systolischen Wertes auf oder unter 120 mm Hg klare Vorteile bringt. Es kommt zu weniger Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärem Tod.
Die andere Seite: Mit einem Federstrich wurden damals 23 Millionen davor gesunde US-Bürger über Nacht zu behandlungsbedürftigen Patienten gemacht. Auch nicht schlecht. Das sorgt - wie Sie sich vorstellen können - bis heute für lebhafte Diskussionen. Auch über Profite der Pharmaindustrie.

"Silent Killer"

Die Hypertonie hat einige Besonderheiten.
Erstens: Sie ist vor allem gefährlich, denn sie ist der wichtigste Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit.
Zweitens: Die Hälfte der Menschen, die eine Hypertonie haben, wissen dies nicht. Denn ein erhöhter Blutdruck tut nicht weh. In den vielen Jahren ohne Diagnose und Behandlung entwickeln sich allerdings die Folgeschäden an Herz, Gefäßen, Augen oder Nieren schleichend. Erst nach jahrelang bestehendem Überdruck im Blutkreislauf kommt es zu merkbaren Beschwerden. Blutdruckmessen wäre die Lösung dieses Problems. Machen halt zu wenige.
Laut Statistik Austria haben 1,5 Millionen Menschen in Österreich erhöhte Werte.

Hormone spielen größere Rolle als gedacht

Drittens: Bei 90 Prozent der Betroffenen ist die Ursache nicht klar. Mediziner sprechen vom primären Hochdruck.
Unser Sendungsgast Prim. Univ.-Prof. PD Dr. Marcus Säemann beklagt, dass nicht genau genug nachgeforscht wird: "Es gibt einen neuen RAAS Triple A Test, der gleichzeitig viele Hormone bestimmt, die beim Blutdruck eine Rolle spielen. Häufiger als bisher angenommen, besteht ein zu hoher Aldosteron-Spiegel, der für die Hypertonie verantwortlich ist. Erkennt man dies, kann zielgerichtet behandelt werden."

Österreich beim "Blutdruck-Pisa-Test" im letzten Drittel

Viertens: Seit vielen Jahren ist das folgende Fiasko bekannt. Ein gr0ßer Teil der Betroffenen in Österreich erreicht trotz Behandlung nicht die empfohlenen Zielwerte. Das hat mit den Behandlern und den Behandelten selbst zu tun: Die praktischen Ärzte haben in der Regel zu wenig Zeit, um die Erkrankten zu schulen und zu begleiten. Die Patienten wiederum nehmen die Medikamente nicht wie angeordnet ein.

Es gibt bessere Konzepte!

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Kanada. Dort besteht ein besonderes Betreuungsangebot und 80 Prozent der Hypertoniker werden dadurch ausreichend therapiert.
Ein vergleichbares Projekt in Österreich wird unter dem Titel "herz.leben" von der Uniklinik Graz seit über 10 Jahren angeboten. Unser Sendungsgast Doz.in Dr.in Sabine Perl ist in diesem Projekt engagiert. "Personen mit Bluthochdruck werden von Ärzten und Diplom-Krankenschwestern in vier Einheiten a 1,5 Stunden geschult. Der Erfolg ist so eindeutig, dass die ÖGK die Kosten dafür übernimmt."
Nun gibt es seit Juni 2020 mit dem Pilotprojekt "HerzMobil - Bluthochdruck" in Tirol eine weitere Initiative. Patientinnen werden dabei in ein telemedizinisches Versorgungsprogramm aufgenommen.
Doch all das sind nur regionale Projekte, ein österreichweiter multidisziplinärer Ansatz fehlt. Laut Sabine Perl, der Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, wäre es ein besonders kluger Schritt, die Pflegekräfte mehr miteinzubeziehen.

Aktuelle Therapiestrategien

Die seit 2018 geltenden Behandlungsrichtlinien sehen vor: Die Mehrheit der Hochdruckpatienten sollte von Anfang an nicht nur mit einer, sondern mit zwei unterschiedlich wirkenden Substanzen behandelt werden.
Das Behandlungsziel ist eine Senkung auf 130/80 mm Hg. Wenn es keine belastenden Nebenwirkungen gibt, sollten 120 mm Hg als systolischer Wert angestrebt werden.

Salz ist nicht gleich Salz

Eine aktuelle Studie aus China, durchgeführt von einem australischen Team, zeigt wieder einmal, welchen wesentlichen Einfluss unsere Ernährung auf den Blutdruck hat. Dabei wurde über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren bei den Probanden das normale Kochsalz gegen ein Salz ausgetauscht, das statt 100 Prozent Natriumchlorid auch einen Anteil an Kaliumchlorid enthält. Es ist bereits seit langem wissenschaftlich bewiesen, dass Kalium eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Und fiel auch das Ergebnis aus: Es gab eine signifikante Reduktion von Schlaganfällen.

Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Lydia Sprinzl, MA.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

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Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Prim. Univ.-Prof. PD Dr. Marcus Säemann
Facharzt für Innere Medizin mit Additivfach Nephrologie, Leiter der 6. Medizinischen Abteilung an der Klinik Ottakring
Montleartstraße 37
1160 Wien
Tel.: +43/(0)1/ 491 50--2601
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Homepage

Im Landesstudio Graz:

Priv.-Doz.in Dr.in Sabine Perl
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie
Klin. Abteilung für Kardiologie von der Univ.-Klinik für Innere Medizin
Auenbruggerplatz 15
8036 Graz
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Bluthochdruck im Rahmen von HerzMobil Tirol
Bluthochdruckschulung Herz.leben
Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie
Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
Video Richtige Blutdruckmessung
Deutsche Hochdruckliga
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
Österreichischer Herzverband
Messgeräte mit Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga
Studie "Effect of Salt Substitution on Cardiovascular Events and Death"
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