Umberto Eco

AFP/FRANCOIS GUILLOT

Gedanken für den Tag

Eco über den Drang, einen Mönch zu vergiften

Im Wald der Fiktionen - Umberto Eco zum 90. Geburtstag von Brigitte Schwens-Harrant, Literaturkritikerin, Buchautorin und Feuilletonchefin der Wochenzeitung "Die Furche".

"Ich hatte den Drang, einen Mönch zu vergiften", schrieb Umberto Eco mit der für ihn so typischen Ironie, nachdem er 1980 seinen Roman "Der Name der Rose" veröffentlicht hatte. Der Experte für Mittelalter und Professor für Semiotik wurde zum Bestsellerautor. Liest man den Anfang des Romans, kann man sich wundern über den großen Erfolg, den Eco mit diesem von philosophischen, wissenschaftstheoretischen, theologischen und historischen Themen durchdrungenen Roman hatte.

"Wer die Abtei betreten und darin sieben Tage verbringen will, muß ihren Rhythmus akzeptieren", schrieb Eco augenzwinkernd in seiner "Nachschrift zum Namen der Rose". "Die ersten hundert Seiten haben daher die Funktion einer Abbuße oder Initiation, und wer sie nicht mag, hat Pech gehabt und bleibt draußen, zu Füßen des Berges." Millionen aber wollten weiterlesen. Wer wollte, las komplexe Fragestellungen; wer wollte, tauchte ins Mittelalter ein; wer wollte, suchte lesend den Mörder und sein Motiv. Eco hatte für jeden etwas zu bieten. Sein Weg als Geschichtenerzähler war gemacht.

Nett ist auch seine Geschichte über den Namen "Eco". Sein Großvater erhielt ihn als Findelkind, Umberto Eco erklärte ihn als Abkürzung von "Ex coelis oblatus", "vom Himmel geschenkt". Die Welt, in die der Enkel Umberto am 5. Jänner 1932 in Alessandria im Piemont geboren wurde, war allerdings eine, in der Mussolini gerade auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Der Faschismus prägte die ersten 13 Lebensjahre von Umberto Eco.

In vielen politischen Schriften thematisierte er den intellektuellen Antisemitismus, das menschliche Bedürfnis nach Feindbildern - und den Faschismus. Der Faschismus war für Eco kein historisches Phänomen, das vorbei ist. In einem Essay hielt Eco die Merkmale des "Ur-Faschismus" fest, etwa die Verachtung der Schwachen oder den qualitativen Populismus: Eine Gruppe ausgewählter Bürger wird zusammengerufen, als "Stimme des Volkes" bezeichnet und gegen das parlamentarische Regime gerichtet. Ecos Analyse ist brillant, seine Warnung gilt noch heute: "Der Ur-Faschismus ist immer noch um uns, manchmal in gutbürgerlich-ziviler Kleidung."

Service

Literatur:
Umberto Eco, Der Name der Rose, Hanser 1982
Umberto Eco,"Nachschrift zum Namen der Rose", Hanser 1984
Umberto Eco, Der ewige Faschismus, Hanser 2020


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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: James Horner geb.1953
Gesamttitel: DER NAME DER ROSE / Original Filmmusik
Titel: Main titles
Leitung: James Horner
Orchester: Unbekannt
Länge: 02:59 min
Label: Teldec 2292443912

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