Medizinisches Personal in China, Eislaufhalle

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Gedanken für den Tag

Heiner Bobersk über Kein bleibender Ruhm und Frieden

Olympia auf dünnem Eis - Gedanken zu den Olympischen Winterspielen in Peking von Heiner Boberski, Journalist und Buchautor

Wie vergänglich ist sportlicher Ruhm? Wie gehen Olympische Spiele in die Geschichte ein? "Ob eine Sache gut oder schlecht ist, weißt du frühestens nach fünf Jahren", lautet ein chinesisches Sprichwort aus einer Zeit, als man Dopingproben noch nicht ein paar Jahre später erneut überprüfen konnte.

Weltmeister werden Ex-Weltmeister, Olympiasieger oder Olympiasiegerin bleibt man immer. Solche Sätze betonen das Besondere einer olympischen Goldmedaille. Sie wiegt schwerer, weil man nur alle vier Jahre Gelegenheit bekommt, um sie zu kämpfen. Oft liegen Triumph und Niederlage nahe beisammen, manchen Sportgrößen, die sonst alles gewonnen haben, blieb olympisches Gold versagt, andere holten es an einem Glückstag, ohne sonst besondere Erfolge zu erzielen.

Wenn Olympioniken ihre Medaille erhalten, die Hymne erklingt und die Flagge aufgezogen wird, hinterlässt das bleibende Eindrücke. In der Statistik der Olympischen Winterspiele lag Österreich vor Peking 2022 mit 64 Goldmedaillen an sechster Stelle der Nationenwertung. Auf das Konto von 15 Damen und Herren gehen davon jeweils zwei Olympiasiege in Einzel- oder Teambewerben, Toni Sailer gewann 1956 in Cortina sogar drei Goldmedaillen.
Ich gebe zu, ich freue mich über olympische Erfolge von Landsleuten und bewundere ihre sportlichen Leistungen. Ob sie meine dauerhafte Sympathie gewinnen und behalten, hängt aber noch von anderen Faktoren ab. In manchen Fällen wurde ich sehr enttäuscht. Denn einigen Spitzensportlern hat man später glaubwürdig Taten oder vielmehr Untaten nachgewiesen, die ihre einstigen Triumphe fast vergessen machten.

Zu den unvergesslichen Momenten der Olympiageschichte gehört der Sieg der Briten Jayne Torvill und Christopher Dean 1984 im Eistanzen. Alle Preisrichter bewerteten ihre Kür zum "Bolero" von Maurice Ravel mit der Höchstnote 6. Der Schauplatz dieses Ereignisses, die Eishalle von Sarajewo, wurde allerdings wenige Jahre später im Krieg um die Herrschaft in Bosnien zur Ruine. Dass Olympische Spiele die Veranstalterländer friedlich stimmen, lässt sich nicht behaupten. Dabei muss man gar nicht an den Zweiten Weltkrieg denken, dem 1936 Olympische Winter- und Sommerspiele in Deutschland vorausgegangen waren. Kurz nach den Spielen von Sotschi 2014 hat Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzt. Wie geht es nach Peking 2022 politisch weiter?

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Maurice Ravel 1875 - 1937
Album: YOUR HUNDRED BEST TUNES / VOLUME 2
Titel: Bolero - für Orchester / Finale
Orchester: Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Ernest Ansermet
Länge: 04:58 min
Label: Decca 4258482

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