
ORF/PETER MEIERHOFER
Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte
Mutproben in der Eisenblüte
"Sabine und Thomas". Von Stephan Eibel. Es liest: Helmut Berger. Gestaltung: Ilse Amenitsch.
6. März 2022, 21:40
Vom Aufwachsen in einer Bergarbeitersiedlung in den 70er Jahren erzählt Stephan Eibel in seinem Romanprojekt "Sabine und Thomas". Der in Wien lebende Autor ist gebürtiger Eisenerzer, kennt die einst florierende obersteirische Bergbaustadt noch in ihrer Hochblüte mit 13.000 Einwohnern. Durch die weltweite Krise in der Eisen- und Stahlindustrie in den 1980er Jahren schrumpfte die Bevölkerung auf ein Viertel.
"Sabine und Thomas wachsen in der Bergarbeitersiedlung Mönichthal auf und gefallen einander von Anfang an. Auf Grund gesellschaftlicher Zwänge kommen sie sich erst Jahre später beim Schwimmen im schönen Bergsee näher. Der durch sie herbeigeführte Tod des Försters hebt alle gesellschaftlichen Zwänge auf und schweißt beide auf immer und ewig zusammen. Nicht einmal der Bruder von Sabine wie die Schwester von Thomas wissen, warum es zum Tod des Försters Butter kam. Dabei würde beider Ruf in der Siedlung in himmlische Höhen steigen, wüssten "die Indianer" oder die Mädchenbande "die Sterblichen" davon. Denn in einem Punkt sind sich alle Kinder in der Siedlung einig: Der Förster ist ein Schwein, eine Drecksau", fasst der Autor sein Romanprojekt zusammen.
Welchen Einfluss die gesunkenen Transportkosten auf das Aufwachsen in der Bergarbeiterstadt haben, werde klar: Das brasilianische Erz wird um vieles billiger und bringt den "steirischen Brotlaib" in die Krise. Ein Aufnahmestopp wird ausgerufen, Posten nicht nachbesetzt und viele Arbeiter müssen zurück auf die Schulbank".
Stephan Eibel, 1953 in Eisenerz geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Er schreibt Lyrik und Prosa. Zuletzt erschienen ist sein Gedichtband "Decke weg".
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"Thomas und Sabine" von Stephan Eibel. Manus 2021