Radiokolleg - Arbeit im Pop

2. Mai 2022, 09:45

"Kein Gott, Kein Staat, Keine Arbeit, Kein Geld", singen Jeans Team aus Berlin im Jahr 2006, während sie im Uptempo mit blauer Arbeitskleidung und Gitarre durchs Unterholz wandern. In wenigen Zeilen verdichtet die Band das ambivalente Gefühl der Globalisierung. Unter offenen Meeren und einem freien Himmel hallen die kulturkritischen Lieder der Wandervogelbewegung inmitten einer global vernetzten Welt nach. Auch die Kinks, Kurt Ostbahn, Kraftklub, Kraftwerk, Kreisky, Kate Bush oder Kacey Musgraves haben Songs über die Arbeit geschrieben, über ehrliche, entfremdete und erfüllende Arbeit, über prekäre und unmenschliche Arbeit. In ihren populären Songs spiegelt sich auch der Geist ihrer Zeit.

Udo Jürgens etwa schildert auf "Griechischer Wein" im Jahr 1974 die Träume und Wirklichkeit von Gastarbeitern. Mit der ersten Erdölkrise bricht kurz zuvor die Weltwirtschaft ein und Anwerbestopps für die Türkei, Spanien oder Jugoslawien werden verhängt. Dadurch werden allein in Österreich rund 70.000 Verträge nicht verlängert. Im Punk sind Ende der Siebziger die Folgen der Deindustrialisierung deutlich zu hören. Wütende Lieder beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Produktionsmitteln, sozialer Struktur und einem Frühstücksei (Gang Of Four) oder mit dem Verhältnis eines Arbeiters zu der Suppe, die er nicht länger selbst herstellt (Dead Kennedys). Gewisse Archetypen sind in der Geschichte von Popmusik auch regelmäßig zu finden, darunter besonders Bosse, Gangster oder Prostituierte. Schon Edith Piaf sang über Sexarbeit, Lou Reed walkte auf der wilden Seite und im Hip Hop sind Hoes ein Zeichen dafür es geschafft zu haben, während insbesondere in jüngster Zeit manche Songs diese Frauen ent-objektivieren und ihnen eine Agenda zurückgeben.

In der Woche des 1. Mai beschäftigt sich Stefan Niederwieser damit, wie Arbeit und ihre stark veränderten Bedingungen in populären Liedern widerhallen. Von den Sieben Zwergen, die im Berg nach Gold schürfen über Gefängnissklavenarbeit bis hin zur Gleichbehandlung von Frauen am Arbeitsplatz, zu den Großraumbüros der Neunziger Jahre, zur Weltfinanzkrise von 2008 und zur Plattformökonomie.

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Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Stefan Niederwieser