Eine Qualle in fünf Meter Tiefe.

AFP/IBRAHIM CHALHOUB

Radiogeschichten

Glibberige Aliens der Meere

"Quallen. Ein Portrait" von Samuel Hamen. Es liest Johannes Nikolussi.

Von den direkten Gezeiten über die küstennahe Kontinentalschelfzone, von der Oberfläche des offenen Meeres bis hinab in dessen tiefste, kaum erforschte Bereiche bringen sie mit ihren ungeheuer reizbaren, »wie Hirnmasse in Häute verwandelten Leibern« nicht nur das Wasser zum Leuchten: Quallen. Seit Menschengedenken entziehen sich die Medusen jeglicher Festschreibung. Sie winden und wandeln sich wie organisiertes Wasser in den sie umströmenden Wellen und lassen die Imagination Funken sprühen. Doch gleich, ob als Störfaktor oder Symbol des Digitalen und Immersiven, als gestalterische Idee des Art Déco, als rückgratloses Schreckbild, Alien des Meeres, queeres Wappentier oder alarmistisches Emblem eines radikalen Wandels, bei dem selbst Wissenschaftler:innen mitunter an ihre Grenzen stoßen - Quallen, so zeigt Samuel Hamen in diesem schillernden Portrait, zucken nicht mit Wimpern, sondern mit Tentakeln, die je nach Art schon bei flüchtigem Kontakt starke Verbrennungen verursachen können. Wer es dennoch wagt, ihren Schwebebewegungen zu folgen, dem offenbart sich ein Einblick in die früheste Erdgeschichte wie auch in alle erdenkbaren Zukünfte.

Samuel Hamen, 1988 in Luxemburg-Stadt geboren, ist Schriftsteller und Literaturkritiker. Sein erster Roman "V wéi wreckt, w wéi Vitess" erschien 2018. Zuletzt wurde er mit dem Luxemburger Buchpreis 2020 sowie mit einem Jahresstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Gestaltung: Nicole Dietrich

Service

Aus: Samuel Hamen, "Quallen. Ein Portrait". Reihe Naturkunden, Matthes & Seitz, 2022

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