ASSOCIATED PRESS/HASSAN AMMAR
Radiokolleg - Die Lyrik Bubble
Über den Trend zum Dichten (1)
Gestaltung: Katharina Godler
8. August 2022, 09:05
10. Juni 2022: Lisa postet ein Bild in ihrem Instagram-Feed. Das Bild ist mit dem Hashtag "instalyrik" versehen. Miss Clara Louise teilt eine Story. Zu sehen ist ein mit der Hand geschriebenes Gedicht auf liniertem Papier. Marcus Pöttler schreibt in einem neuen Tweet: "Es regnet mir / in mein Feierabendbier". Dreißig Personen gefällt der Beitrag.
Postings. Stories. Tweets. Die sozialen Medien - ein Ort für die Lyrik? Oder bilden die Insta-Poet:innen auch nur eine Bubble von vielen, die sich auf Twitter, Instagram & Co bewegen? Nicht nur auf Social Media wird Lyrik geteilt. Auch Plattformen wie der Blog "poesiegalerie" oder das Hörportal "lyrikline" stellen täglich neue Gedichte ins Netz.
Die Lyrikerin und Literaturwissenschaftlerin Karla Reimert Montasser vom Haus für Poesie in Berlin ist überzeugt: Das Schreiben von Gedichten sei so beliebt wie schon lange nicht mehr. Die Lyrik punkte durch ihre Kürze, könne schnell verfasst werden und sei somit enorm effizient. Die Nachfrage für Workshops zu Spoken Word, Kreativem Schreiben und Performance sei hoch. Viele junge Menschen wollen heute Sätze schreiben lernen, die poetisch klingen, um sie öffentlich zu teilen.
Im Informationszeitalter gewinne der Griff zu Stift und Papier wieder an Popularität, bestätigt auch die Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Poesie- und Bibliotherapie Carmen C. Unterholzer. Dankbarkeitstagebücher und die Schreibmethode "Journaling" seien in aller Munde. Der Akt des Schreibens verlangsame und beruhige. Metaphern und Sprachspiele helfen dabei, persönlichen Krisen mit Humor zu begegnen.
Aber wie entsteht eigentlich ein Gedicht? Und kann man von der Lyrik leben? Katharina Godler hat nachgefragt und porträtiert in diesem Radiokolleg Slam-Poet:innen, Lyriker:innen und Insta-Poet:innen.
Die Sendereihe widmet sich der Frage, warum und über welche Themen junge Menschen Gedichte schreiben und warum sie dafür die sozialen Medien nutzen.
Zuletzt werden die Mechanismen am Lyrikmarkt betrachtet und herausgearbeitet, wer die Gatekeeper in der Lyrik Bubble sind. Akteur:innen wie Silvana Cimenti und Andreas Unterweger von der Literaturzeitschrift "manuskripte", Buchhändlerin Juliane Ziese und viele weitere stehen Rede und Antwort.
Komme was wolle! #poetryisnotdead
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Buchempfehlung
Brigitte Schwens-Harrant: Übers Schreiben sprechen. 18 Positionen österreichischer Gegenwartsliteratur. Sonderzahl Verlag 2022.
Carmen C. Unterholzer: Selbstwirksam schreiben. Wege aus der Rat- und Rastlosigkeit. Carl-Auer Verlag 2021.
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