Brieftauben fliegen im Himmel.

DPA/LBY/ARMIN WEIGEL

Moment am Sonntag

Brieftaube, Friedenstaube, Stadttaube

Das ambivalente Verhältnis zu einem omnipräsenten Vogel

Wer auf einer Parkbank in der Stadt seine Jause hervorholt, ist sogleich von gierig pickendem, grauem Federvieh umzingelt. Gefühlt war die Taube schon immer da und kaum ein Stadtbild wäre ohne ihre Penetranz denkbar. Während sich die Taube längst mit den Menschen arrangiert hat, ist den Stadtbewohnern ihre Anwesenheit meist unlieb, insbesondere ihre Hinterlassenschaften. "Wer Tauben füttert, füttert Ratten", lautet eine Mahnung, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, die bei Missachtung sogar bestraft werden kann. Doch die Taube hat auch Verbündete, die sie mit trockenem Brot füttern (was sie allerdings schlecht verträgt). Und wenn eine Stadtregierung der Stadttaube an den Kragen will, setzen sich Tierschützer für sie ein.

Anders als ihre urbanen Artgenossen haben etwa Brief- und Turteltauben kein Imageproblem. Brieftauben haben für den Menschen schon manche, mitunter kriegswichtige Nachricht überbracht. Die Tiere werden wegen ihres Orientierungssinns, ihres exzellenten Heimfinde-Vermögens und ihrer Fluggeschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern gezüchtet. In der Antike (wie in der Nachkriegszeit) wurde sie als Nutztier gehalten und verspeist. Heute landet der Vogel bestenfalls in den Pfannen der gehobenen Gastronomie.
Ein schimmerndes Porträt eines Vogels, der wie kein anderes Tier große Worte wie Frieden, Treue, Liebe und nicht zuletzt den Heiligen Geist verkörpert.


Gestaltung: Johanna Steiner und Noel Kriznik

Service

Tauben
Karin Schneider, Judith Schalansky (Hg)
Matthes & Seitz Berlin (2021)

Sendereihe

Gestaltung

  • Johanna Steiner