Der Jahrhunderthistoriker

28. September 2022, 17:55

"Es gehört zu unserem Leben und zu unserer Arbeit, uns immer wieder zu fragen, wohin die Zukunft uns führen wird. Wir alle versuchen nach Möglichkeit, diese Frage zu beantworten. Doch eine Aussage über die Zukunft muß sich zwangsläufig auf unsere Kenntnis der Vergangenheit gründen", so Eric Hobsbawm in der Einleitung seines Buches "Das Gesicht des 21. Jahrhunderts". Hobsbawm wurde 1917 im ägyptischen Alexandria geboren und stammte aus einer jüdischen Familie mit Wurzeln in Wien, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Der britische Historiker verstarb am 1. Oktober 2012 im Alter von 95 Jahren in London. Hobsbawm hat fast ein Jahrhundert gelebt und uns ein beeindruckendes historisches Instrumentarium für die Zukunft hinterlassen. Mit seiner Trilogie "The Age of Revolution", "The Age of Capital" und "The Age of Empire" prägte der britische Historiker den Begriff des "langen 19. Jahrhunderts", das er in der Zeit zwischen 1789 und 1914, von der Französischen Revolution bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, zeitlich beraumte. Daran anschließend setzte seine Analyse des sogenannten "kurzen 20. Jahrhunderts" ("The Age of Extremes") an, das zu seinen bekanntesten Geschichtsdarstellungen zählt. Politisch dem kommunistischen Lager zugehörig, war seine Arbeit geprägt von der Beschäftigung mit marxistischen Theorien und der Erzählung der Geschichte von unten. 1956, das Jahr des sowjetischen Einmarsches in Ungarn und der bekannt gewordenen Rede Chruschtschows über die stalinistischen Verbrechen, ließ ihn als "desillusionierten Linksintellektuellen" (Volker Depkat) zurück. Vom Kommunismus wandte er sich jedoch nicht ab. In dem Buch "Interesting Times" von Anfang der 2000er Jahre blickte Hobsbawm mit dem Abstand des Historikers auf sein eigenes Leben und dessen Zäsuren zurück.

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Sendereihe

• Betrifft: Geschichte

Gestaltung

• Rosemarie Burgstaller