Doris Schretzmayer

YASMINA HADDAD

Gedanken für den Tag

Buen Vivir

Zum Schwerpunkt "Buen Vivir - Über das gute Leben für alle" der Abteilung Religion & Ethik multimedial anlässlich der UN-Klimakonferenz berichtet die Schauspielerin Doris Schretzmayer über ihre sehr persönlichen Gedanken und Erfahrungen auf einem Bio-Bauernhof

Ein schneller Einkauf im Supermarkt, wo ich kurz nach 19 Uhr den Einkaufswagen befülle mit den wichtigsten aktuell in unserem Haushalt fehlenden Artikeln, systematisch gehe ich die Regale ab und lege - oder fast schon werfe? - die Produkte, die ich in meinem Handy notiert habe, in den Einkaufswagen: Obst, Butter, Hafermilch, Käse, Huhn, Müsli, eine Mottenfalle.

Es muss rasch gehen, auch an der Kassa, viele Menschen erledigen ihre Besorgungen noch um diese Zeit; ungeselliges Neonlicht und Angestellte, die oft wie ferngesteuert wirken. Als ich zu Hause auspacke, fallen mir die Dankbarkeitsrituale von indigenen Völkern ein, von denen ich gelesen habe - wie sie sich des Wachstums jedes Lebensmittels bewusst sind und dafür Dank ausdrücken.

Die Produkte in meinen Händen fühlen sich mehr wie Gegenstände an als wie etwas, das lebendig in der Erde gewachsen und durch ein Zusammenspiel der Elemente entstanden ist. Butter - die Kühe, das Futter, das sie bekommen, der Aufwand der Bauern beim Pflegen und Melken. Und dann das Müsli - was ist da alles drin, ich gehe die Liste der Inhaltsstoffe durch und zähle acht verschiedene Lebensmittel, von zwei Getreidesorten über drei Nussarten zu drei getrockneten Obstsorten. Wie kann ich jetzt Wertschätzung empfinden für jede einzelne Pflanze, ihr Wachstum und die Sonne, das Wasser, die Mühe und Umstände, die dafür notwendig waren und wie ist das alles in diesem Karton gelandet, innen auch noch ein Beutel aus Plastik, na Hauptsache, es steht irgendwo bio drauf.

Und die Mottenfalle? Ich frage mich, wie man durch umfassenderen Respekt vor der Natur diese Leben nicht ausrotten wollen würde und muss lachen. "Eine Ernte wird dadurch ehrenhaft", heißt es in den Weisungen der Indigenen, "was wir für das, was wir nehmen, zurückgeben." Außer meinem Geld, das ich neuerdings bezahle, indem ich mein Handy über das kleine Gerät an der Kassa halte, habe ich nichts gegeben. Was also war an meiner "Ernte" im Supermarkt ehrenhaft? - Vielleicht nur das kurze Gespräch und Lächeln, das sich zwischen einer Mitarbeiterin und mir entsponnen hat und in dem wir beide wohl kurz das Gefühl hatten, keine Automaten, sondern Menschen zu sein.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Astor Piazzolla 1921 - 1992
Album: MANUEL BARRUECO - CANTOS Y DANZAS
* Night Club 1960 - 3.Satz (00:05:56)
Titel: Histoire du Tango - für Flöte und Gitarre
Solist/Solistin: Manuel Barrueco
Solist/Solistin: Emmanuel Pahud
Länge: 05:56 min
Label: EMI Classics 5565782

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