Marcel Proust

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Dimensionen

Die Innenwelt der Außenwelt

Die Innenwelt der Außenwelt
Zum 100. Todestag von Marcel Proust
Von Nikolaus Halmer

Die Erinnerung an verschiedene Lebensphasen bestimmt das Gesamtwerk des französischen Schriftstellers Marcel Proust. Diese Erinnerungen werden von dem Autor nicht in chronologischer Abfolge präsentiert, sondern assoziativ verknüpft. Proust stellt in dem Roman die Einheit des Subjekts in Frage. Das Individuum besteht aus einer chaotischen Innenwelt von Sinneseindrücken, Erinnerungen und körperlichen Empfindungen; sie sind die Basis der bewussten Ich-Instanz, die sich als Chimäre erweist. Schon die surrealen Visionen der Träume und undeutliche Erinnerungen an vergangene Ereignisse machen deutlich, wie brüchig die Identität einer Person ist.

Philosophische Reflexionen von dem französischen Moralisten Jean de La Bruyère, von Henri Bergson und Arthur Schopenhauer fließen in die Erkundung der labyrinthischen Innenwelt ein. Zeitgenössische Interpreten wie Roland Barthes oder Samuel Beckett sehen in dem Hauptwerk von Proust ein singuläres Dokument, das den allmählichen Rückzug von einer gesellschaftlichen Lebenswelt schildert, in der Täuschung, Lüge, Betrug und Eifersucht bestimmende Faktoren sind. Für Theodor W. Adorno war das Werk "ein grandioser Versuch, die Nichtidentität des psychologischen Subjekts inmitten seiner Identität darzustellen".

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