Ein Demonstrant hält einen Karton auf dem Boykott Qatar steht.

APA/DPA/ROBERTO PFEIL

Praxis - Religion und Gesellschaft

Fußball-WM: Boykott?

Fußball-WM in Katar: Boykott oder nicht? +++ Offene Fragen nach "Ad-limina"-Besuch der deutschen Bischöfe +++ Politologin Stainer-Hämmerle: Doppelmoral untergräbt Vertrauen +++ StoP - Initiative gegen Gewalt an Frauen

1. Fußball-WM in Katar: Boykott oder nicht?

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer findet in einem Land statt, in dem Ligaspiele normalerweise vor gähnend leeren Rängen ausgetragen werden, in dem auf Alkoholkonsum Folter steht und der Bau neuer Stadien tausende Menschenleben gefordert hat. Dazu kommen Diskussionen und massiver Druck auf die Spieler von Seiten der FIFA, die bunte "One Love"-Armbinde bei den WM-Spielen in Katar nicht zu tragen. Viele Fußballfans beschäftigt angesichts all dessen die Frage: Kann man sich diese Weltmeisterschaft überhaupt guten Gewissens ansehen oder ist ein kompletter Boykott die einzig richtige Antwort?
Lisa Ganglbaur hat zwei Ethiker dazu befragt: Der Schweizer Sozialethiker Peter Kirchschläger plädiert für einen kompletten Boykott der WM, sein Grazer Kollege Thomas Gremsl rät zu bewusstem TV-Konsum.


2. Offene Fragen nach "Ad-limina"-Besuch der deutschen Bischöfe

Fünf Tage lang waren Deutschlands katholische Bischöfe im Vatikan zu Gast - Tage voll intensiver Gespräche mit dem Papst und den Kurienvertretern. Und auch mit einer gehörigen Portion Spannungen, wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, am Ende des sogenannten "Ad-limina"-Besuches zugegeben hat. Dieser Besuch der Bischofskonferenz hat einiges mehr an Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als es normalerweise bei diesen Arbeitstreffen im Vatikan der Fall ist. Der Synodale Weg der deutschen katholischen Kirche wird in Rom von vielen, nicht zuletzt auch von Papst Franziskus, sehr kritisch gesehen. Deutschlands Katholikinnen und Katholiken wollen bei heiklen Themen endlich Taten sehen, das beunruhigt nicht nur Papst Franziskus, sondern auch den konservativen Teil der deutschen Bischöfe. Es mag zwar im Vatikan gewittert haben, aber der ganz große Krach ist ausgeblieben, berichtet ORF-Rom-Korrespondent Alexander Hecht.


3. Politologin Stainer-Hämmerle: Doppelmoral untergräbt Vertrauen

Missbrauchs- und Finanzskandale, strukturelle Ungleichbehandlung angesichts von Geschlecht bzw. Lebensform, unheilige politische Allianzen - all das hat das Vertrauen vieler Menschen in die teilweise immer noch mächtige Institution katholische Kirche nachhaltig erschüttert. Auch anderen Institutionen oder politischen Parteien ergeht es nicht viel besser. Kirchen und Parteien könnten nur mit Authentizität, Ehrlichkeit und Reformen punkten. Vertrauen gehe verloren, wenn Menschen das Gefühl haben, nicht in adäquater Form mitbestimmen zu können und bei jeglicher Form der Doppelmoral, sagt die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle im Interview mit Brigitte Krautgartner.


4. StoP - Initiative gegen Gewalt an Frauen

In Österreich werden jeden Monat im Schnitt drei Frauen ermordet, viele von ihren Ehemännern, Partnern oder Ex-Partnern. Der gefährlichste Ort für Frauen ist oft nicht der dunkle Park, sondern die eigene Wohnung. Freitag, der 25. November, ist der "Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" und aus diesem Anlass stellt "Praxis" ein Nachbarschaftsprojekt vor, das in Wien-Margarethen seinen Anfang genommen hat und nun in vielen Städten Österreichs aufgegriffen wurde: "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt" will Männer und Frauen sensibilisieren und ermutigen, bei Gewalt nicht zu schweigen, sondern aktiv einzugreifen. - Gestaltung: Lisa Ganglbaur

Service

Universität Luzern: Peter G. Kirchschläger
Universität Graz: Thomas Gremsl
Rom-Besuch deutscher Bischöfe ohne Ergebnis
katholisch.de
Trans_Space: Stainer-Hämmerle Kathrin
Stift Kremsmünster: Sommerakademie
StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt
Religionen der Welt 26.11.2022, 16.53 Uhr, ORF 2

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