Thomas Wally

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Zeit-Ton

Streichquartett als virtuoses Rieseninstrument

Neue Musik auf der Couch. Thomas Wally analysiert "Tetras" von Iannis Xenakis (1983)

Bekannterweise vergleicht Goethe in einem Brief an Carl Friedrich Zelter das Streichquartettspiel mit einem Gespräch: "Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Discursen etwas abzugewinnen und die Eigenthümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen." Es ist anzunehmen, dass Goethes Dictum nach Bekanntschaft mit "Tetras", dem 2. Streichquartett von Iannis Xenakis, anders ausgefallen wäre.

So manche "Eigenthümlichkeiten der Instrumente" hätte Goethe zwar kennengelernt, der Vergleich mit einem Gespräch von vier Leuten erscheint jedoch ausgesprochen unpassend. Viel besser greift Goethes Aussage über Paganini: Von einer "Flammen- und Wolkensäule" ist die Rede, womit eine der wesentliches Eigenschaften von "Tetras" benannt ist - über weite Strecken erscheinen die vier Instrumente wie eine Einheit, beziehungsweise wie ein Rieseninstrument, oder besser: wie ein Schwarm, der sich einer verborgenen Eigengesetzlichkeit folgend höchst virtuos selbstorganisiert.

Thomas Wally, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Komponist und Violinist auch an der Wiener Musikuniversität als Senior Lecturer in musiktheoretischen Fächern aktiv, betrachtet "Tetras" aus (hör)analytischer Perspektive: Was hören wir, wenn wir dieses Werk hören? Worauf können wir achten? Was sind Besonderheiten, denen wir Aufmerksamkeit schenken sollten? Den Hörer/innen werden analytische Tools bereitgestellt, mit deren Hilfe diese Musik mit einem geschärften Fokus wahrgenommen werden kann.

Gestaltung: Thomas Wally, Redaktion: Rainer Elstner

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