Laboranten mit Proben

AP/DAVID GOLDMAN

Punkt eins

Was passiert im Hochsicherheitslabor?

Über die Arbeit mit gefährlichen Krankheitserregern. Gäste: Dr. med. vet. Adi Steinrigl, Abteilung Biosicherheit und Referenzlabor Koordination, Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling, AGES & Univ.-Prof. Dr. Kurt Zatloukal, Diagnostik- und Forschungszentrum für Molekulare Biomedizin, Medizinische Universität Graz. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Woher stammt das Virus SARS-CoV-2? Die Beantwortung dieser Frage braucht für gewöhnlich einige Jahre intensiver Forschungsarbeit und vielleicht wird man den Ursprung des Virus, das COVID-19 auslöst, auch niemals restlos aufklären können. Umso erstaunter waren weltweit die Reaktionen auf die Aussage des FBI-Direktors vor einer Woche, dass ein Zwischenfall in einem Hochsicherheitslabor im chinesischen Wuhan "höchstwahrscheinlich" für die Verbreitung des Virus verantwortlich sei - Details und Belege lieferte er nicht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO forderte umgehend eine faktenbasierte Debatte und Unterlagen für die so genannte "Laborhypothese"; andere US-Behörden bekräftigten die These einer natürlichen Übertragung vom Tier zum Menschen; Analysten deuteten die Aussage des FBI-Direktors als Teil des wachsenden Unfriedens zwischen den USA und China, der am Dienstag von China bei der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking weiter verschärft wurde. Fakten stehen bei der aktuellen Debatte nach dem Ursprung des Virus also nicht im Mittelpunkt.

Was passiert in einem Hochsicherheitslabor? Woran und warum wird dort geforscht und was bedeutet es, in einer solchen Einrichtung zu arbeiten? Einblicke in ihre tägliche Forschung mit gefährlichen Krankheitserregern geben in dieser Ausgabe von Punkt eins Univ.-Prof. Dr. Kurt Zatloukal von der Medizinischen Universität Graz, Leiter des Labors mit den höchsten Sicherheitsstandards in Österreich, und Dr. Adi Steinrigl vom Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling (AGES), wo es mit dem Zentrum für biologische Sicherheit seit 2015 ein Hochleistungslabor gibt.

Wie und warum werden Menschen und Tiere krank? Wann überspringen Krankheitserreger die Grenze einer Spezies? Wie lange bleibt ein Virus stabil; wie lässt es sich verlässlich diagnostizieren, wie bekämpfen? Bei der Suche nach Antworten auf diese großen Fragen landet man zwangsläufig in Hochsicherheitslaboren, wo mit Krankheitserregern unterschiedlicher Risikogruppen gearbeitet wird: von hochinfektiösen Viren wie Ebola über Influenza, Pocken, Masern, BSE und viele andere. Etwa zwei Drittel der Infektionskrankheiten des Menschen kommen aus dem Tierreich und sind so genannte Zoonosen, deren Erreger direkt oder über Zwischenwirte (Vektoren) übertragen werden und deren Zahl im Zuge der massiven Veränderungen der Welt stetig steigt.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES wurde unter anderem als Reaktion auf die BSE-Krise gegründet und hat vor 20 Jahren im Zuge der Vorsorge vor "Pocken-Anschlägen" erstmals überlegt, in Mödling am Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen ein Hochsicherheitslabor der Klasse "L3" (von 4 Sicherheitsstufen) zu gründen. Das 2015 eröffnete Zentrum für biologische Sicherheit hat sich auf die Diagnostik von Tierseuchenerregern und Zoonose-Erregern spezialisiert, und hat in Zeiten der Corona-Pandemie auch humanmedizinische Forschung betrieben. Der Veterinärmediziner Adi Steinrigl von der Abteilung Biosicherheit und Referenzlabor Koordination forscht aktuell zur Afrikanischen Schweinepest, zur Vogelgrippe, der hochansteckenden Maul- und Klauenseuche und dem Schmallenberg-Virus.

An der Medizinischen Universität Graz ist am Diagnostik- und Forschungszentrum für Molekulare Biomedizin das Labor mit den höchsten Sicherheitsstandards in Österreich angesiedelt; Kurt Zatloukal leitet es.

Kurt Zatloukal und Adi Steinrigl sind Gäste bei Barbara Zeithammer und berichten jenseits von Spekulationen von ihrer Arbeit mit gefährlichen Krankheitserregern, der Sicherheit und Transparenz in den Hochsicherheitslabors und dem "Eine-Gesundheit-(One Health-)Ansatz", der zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Unsere Hörer:innen sind wie immer herzlich eingeladen, sich mit ihren Fragen konstruktiv an der Sendung zu beteiligen: unter 0800 22 69 79 kostenfrei während der Sendung oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Untertitel: Felix Mendelssohn
Titel: Sonate No. 2 für Klavier in G Minor, Op. 105_ I. Allegro
Ausführende: Dana Protopopescu
Länge: 09:11 min
Label: Koch records

Untertitel: Felix Mendelssohn
Titel: Sonate No. 2 für Klavier in G Minor, Op. 105_ III. Presto
Ausführende: Dana Protopopescu
Länge: 04:46 min
Label: Koch records

Untertitel: Felix Mendelssohn
Titel: Sonate No. 2 für Klavier in G Minor, Op. 105_ II. Adagio
Ausführende: Dana Protopopescu
Länge: 06:07 min
Label: Koch records

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