Überlebensinseln

21. März 2023, 13:00

Eine Million von geschätzten acht Millionen Arten weltweit ist nach Angaben der UNO gefährdet. Auch in Europa sind bedeutende Teile des Bestands an Tieren und Pflanzen bedroht - obwohl in vielen europäischen Ländern im internationalen Vergleich strenge Vorschriften gelten. Für den Artenverlust gibt es zahlreiche Gründe: Klimawandel und Umweltgifte, aber auch die intensive Nutzung der Landschaft durch Land- und Forstwirtschaft, Siedlungen und Verkehrswege. Ungenutzte Flächen, Hecken und Ackerrandstreifen werden zunehmend selten.

Der Naturschutzbund Österreich hat sich den Freikauf von Flächen zur Aufgabe gemacht. Die derzeit 2.113 Parzellen in rund 700 Gebieten umfassen auf insgesamt circa 1.650 Hektar Feuchtgebiete und Trockenrasen, Auwald und Streuobstwiesen, aber auch eine elf Kilometer lange ehemalige Eisenbahntrasse im weststeirischen Sulmtal. Die Pflege dieser Gebiete zum Beispiel durch Mahd von Hand soll selten gewordenen Blumen, Faltern, Reptilien oder Vögeln das Überleben sichern.

"Man ist Herr der Natur, wenn man sie wachsen lässt", sagt der Ökologe und Zoologe Johannes Gepp, Initiator der "Roten Listen Österreich", Leiter des Instituts für Naturschutz und Landschaftsökologie in Graz und Obmann des steirischen Naturschutzbunds, der bisher die meisten Flächen gekauft und unter Schutz gestellt hat - und verweist auf einige Erfolge.

Doch wo liegen die Grenzen dieses Zugangs angesichts von Gefahren wie Umweltgiften oder Klimawandel, die nicht vor Grundstückgrenzen Halt machen? Wäre es sinnvoller, Flächen in größerem Ausmaß in anderen Ländern anzukaufen? Doch wie steht es dann um Schutz und Kontrolle der Gebiete?

Die Außernutzungstellung von Flächen werde in der Forstwirtschaft und -Wissenschaft kontrovers diskutiert, sagt Georg Gratzer. Er forscht an der BOKU Wien zu nachhaltiger Forstwirtschaft und begleitet unter anderem ein Kompensationsprogramm in Äthiopien. Gerade in Ländern außerhalb Europas könne der Freikauf von Flächen, zum Beispiel in Kompensationsprogrammen für Flüge, zu "Green Grabbing" und zu einer Verarmung der Bevölkerung führen.

Über Flächenschutz und Naturfreikauf als Wege zum Erhalt von Artenvielfalt in Österreich und darüber hinaus spricht Johann Kneihs mit Johannes Gepp, Georg Gratzer und mit Ihnen: Die Redaktion freut sich wie immer über Ihre Teilnahme am Gespräch, telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79 oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Links:
Naturfreikauf-Aktion des Naturschutzbund Österreich
Aufforstungsprojekt in Äthiopien
Arbeitskreis "Leben an Land" im Projekt UniNetz

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Johann Kneihs