Herzballon, leerer Luftballon in Herzform hängt an einem Ast herunter

APA/DPA/UWE ZUCCHI

Medizin und Gesundheit

Kranke Kinderherzen

Wie Operationen und Kinderkardiologie das Leben der Kleinsten retten


Jedes 100. Baby kommt mit einem Herzfehler auf die Welt. Herzfehlbildungen sind die häufigsten Fehlbildungen bei Neugeborenen. Während bei Herzerkrankungen von Erwachsenen meistens die Herzkranzgefäße betroffen sind, haben Kinder vor allem angeborene Fehlbildungen.

Einschneidende Diagnose für frischgebackene Eltern

So eine Diagnose ist ein großer Schock für die Eltern - und die gesamte Familie. Immerhin muss ein Drittel dieser Neugeborenen in der ersten Lebenswoche operiert werden, um das Überleben zu sichern. "Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg", beschreibt Michaela Altendorfer. Sie bekam die schwerwiegende Diagnose hypoplastisches Linksherzsyndrom drei Wochen vor der Geburt ihres Sohnes Jakob. Der komplexeste Herzfehler, den es gibt. Sie erinnert sich zurück an das damalige Gefühl: "Man hat gerade erst entbunden und schon muss man sein Kind wieder für eine OP abgeben - und man weiß nicht, ob man es lebend zurückbekommt." Als ihr Sohn im Jahr 2000 geboren wurde, war die kinderchirurgische Versorgung in Österreich noch eine andere. Die Methode, mit der Jakob am vierten Tag seines Lebens operiert wurde, gab es damals noch nicht sehr lange.

Spezialisierung im Kinderherzzentrum Wien

Im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenige Zentren, die auf angeborene Herzfehler spezialisiert sind. Eines der größten befindet sich an der klinischen Abteilung für Herzchirurgie der Meduni Wien. Der Facharzt für Herzchirurgie Assoc. Prof. PD. Dr. Dominik Wiedemann leitet das kinderherzchirurgische Programm. Etwa 400 Kinder werden jährlich dort operiert. Da die Herzfehler oft schon vor der Geburt entdeckt werden, betreffen rund 60 Prozent der Operationen Babys unter einem Jahr. An diesem Kinderherzzentrum werden etwa 150 unterschiedliche Erkrankungsbilder behandelt. Ein Segen für die Neugeborenen und deren Familien.

Kinderherzen benötigen unterschiedliche Therapien

Der häufigste Herzfehler bei Kindern ist der Ventrikelseptumdefekt. Es handelt sich um ein Loch in der Scheidewand zwischen rechter und linker Herzkammer. Ist dieser Defekt sehr klein, kann er sich im Laufe der Kindheit von selbst verschließen. Allerdings kann das Loch auch so groß sein, dass operiert werden muss.
Manche der Herzoperationen sind unkompliziert, wie der Verschluss von Löchern zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens. Andere erfordern eine hohe Expertise, zum Beispiel, wenn die großen Blutgefäße jeweils aus der falschen Herzkammer abgehen.
Eines haben alle gemeinsam: Sie retten Leben und/oder ermöglichen den Kindern ein beschwerdefreies Leben.

Wichtige Zusammenarbeit zwischen Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie

Doch bevor die Kleinsten operiert werden, spielt die Kinderkardiologie eine wichtige Rolle. Die Fachärztinnen stellen die Diagnose und wählen die richtige Behandlungsmethode aus. In manchen Fällen kann mit Medikamenten oder Katheter geholfen werden. Sollte es zu einer OP kommen, übernehmen die Kinderkardiologen nach dem Eingriff sofort wieder auf der Intensivstation. Sie betreuen die Kinder weiter, manchmal auch lebenslang. Dr.in Margarita Wolfsberger leitet das Ambulatorium für Kinderkardiologie des Kindergesundheitszentrums Donaustadt. Dort werden kinderkardiologische Untersuchungen auf Kassenleistung gemacht, was im niedergelassenen Bereich selten der Fall ist. Für diese Arbeit benötigt es viel Einfühlungsvermögen. Das ist natürlich eine Herausforderung in der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht. Oft ist es auch nicht einfach zu verstehen, was das Kind hat. "Es ist immer ein Balanceakt zwischen Eltern beruhigen und Ernsthaftigkeit der Lage erklären", so die Kinderkardiologin.

"Herzkinder Österreich" ist Anlaufstelle für betroffene Familien

Jakob ist mittlerweile 23 Jahre alt. Die frühkindlichen Operationen sind gut verlaufen und er führt ein Leben ohne große Einschränkungen. Damals ging es seiner Mutter Michaela Altendorfer nicht gut. Sie hätte Hilfe gebraucht, aber es gab kaum Anlaufstellen. Daher hat sich sie entschlossen, sich zu engagieren. Heute ist der Verein Herzkinder Österreich eine große Unterstützung für betroffene Eltern. Aktuell werden 4.000 Familien österreichweit betreut. Das reicht von einer Unterkunft im "Teddyhaus" während des stationären Aufenthaltes des Kindes, über Geschwisterbetreuung bis hin zu Charity-Aktionen und Schulprojekten.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Lydia Sprinzl, MA., Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Hat Ihr Kind einen angeborenen Herzfehler?

Musste es operiert werden?

Kamen bzw. kommen Medikamente zum Einsatz?

Wie geht es Ihrem Kind heute damit?

Wie ist das soziale Umfeld damit umgegangen, der Kindergarten, die Schule?

Service

Zu Gast im Ö1 Haus:

Assoc. Prof. PD. Dr. Dominik Wiedemann
Facharzt für Herzchirurgie
Leiter des Kinderherzchirurgischen Programms
Leiter des LVAD Programms
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Klinische Abteilung für Pädiatrische Kardiologie
Kinderherzzentrum Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 40400-31990
E-Mail
Homepage

OA Dr. Margarita Wolfsberger
Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Fachärztin für Pädiatrische Kardiologie
Leiterin Ambulatorium für Kinderkardiologie Kindergesundheitszentrum Donaustadt
Donaucitystr. 1
1220 Wien
Tel. +43 1 2637979
E-Mail
Homepage

Zu Gast im Landesstudio Linz:

Michaela Altendorfer
Betroffene Mutter
Präsidentin Verein Herzkinder Österreich
Tel.: +43 664 520 09 31
E-Mail
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Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Herz-ABC der Meduni Wien
Infos Herzerkrankungen im Kindesalter
Verein Herzkinder Österreich
Aktion Kinderherz Österreich
Reportage über Kinderherzzentrum Wien
Kinderherzzentrum Meduni Wien
Kinderherzzentrum Linz
Pädiatrische Kardiologie Meduni Graz
Kinderzentrum Meduni Innsbruck
Teddyhäuser Linz und Wien
Projekte Verein Herzkinder Österreich

Österreichische Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin

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